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Hormonfreie Verhütung: So geht’s!

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Verhütung betrifft uns alle. Egal ob Mann, egal ob Frau, egal welche Lebensphase.

Doch häufig fühlen wir Frauen uns bei der Suche nach DEM perfekten, besten, sichersten und nebenwirkungsärmsten Verhütungsmittel allein gelassen. Die richtige ärztliche Aufklärung und Beratung fehlt oft. Die meisten geben sich dann mit dem Mittel der 1. Wahl – der Pille – “zufrieden”. Vielleicht weil alle Mädels aus dem Freundeskreis auch die Pille nehmen. Oder sie einfach schnell verschrieben ist.

Doch was ist, wenn wir mit der Pille nicht mehr zufrieden sind? Die Nebenwirkungen einem zu schaffen machen oder wir generell gern auf Hormone bei der Verhütung verzichten wollen. Bleibt da nur das Kondom als einzige Alternative? Nein! Die Liste an hormonfreien Verhütungsmitteln ist lang und vielfältig.

Wir wollen dir in diesem Beitrag einen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten der hormonfreien Verhütung geben, über die Vor- und Nachteile aufklären sowie mit altbekannten Mythen und Klischees über bestimmte Verhütungsmethoden brechen. Damit auch du die für dich richtige Verhütung findest!

Warum hormonfrei verhüten?

Keine Frage – die Einführung der Anti-Baby-Pille in den 60er Jahren ist und bleibt revolutionär. Sie brachte uns Frauen die Möglichkeit, unser Leben und unsere Sexualität in unsere eigene Hand zu nehmen. Ein großes Stück Unabhängigkeit und Selbstbestimmung.

Doch aktuell geht der Trend in Richtung hormonfreie Verhütung und immer mehr Frauen schauen sich nach Alternativen zur Pille um. Und das nicht ohne Grund.

Die Pille ist ein Hormonpräparat und greift damit in unser Hormonsystem ein. Hormone sind Botenstoffe unseres Körpers. Sie zirkulieren über das Blut durch unseren gesamten Körper, erreichen Organe und steuern all unsere Körperfunktionen. Da unser Körper die Hormone selbst bildet und reguliert, ist er in der Lage, diese im richtigen Gleichgewicht zu halten.

Nehmen wir nun von außen Hormone zu uns, kommt das ganze System erst einmal durcheinander. Das macht sich unter anderem in den verschiedenen Nebenwirkungen der Pille bemerkbar: Haarausfall, Gewichtsveränderungen, abnehmende sexuelle Lust, Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen, Kopfschmerzen, Thrombose und weitere.

Warum also unserem Körper etwas von außen hinzugeben, wenn er selbst ohne äußere Einflüsse besser regulieren kann? Dieser Grund ist für viele ausschlaggebend, sich nach Alternativen zur Pille umzuschauen. Viele Frauen merken auch einfach, wie stark sie sich durch die Einnahme von Hormonen verändern. Zum einen körperlich, aber zum anderen auch im gesamten Wesen und der Psyche. Sie wollen wieder “sich selbst” finden.

Für andere Frauen kann die Pille auch aufgrund verschiedener Risikofaktoren als Verhütungsmittel gar nicht in Frage kommen. Doch auch für diese Frauen gibt es andere Möglichkeiten, die wir euch im Folgenden zeigen werden.

—— Der Artikel geht unten weiter. ——
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Der Pearl-Index

Bevor wir euch die einzelnen hormonfreien Verhütungsmethoden vorstellen, wollen wir kurz über den sogenannten Pearl-Index sprechen.

Der 1933 eingeführte Pearl-Index ist ein wichtiges Hilfsmittel zur Beurteilung der Sicherheit von verschiedenen Verhütungsmethoden. Dabei wird untersucht, wie viele von 100 Frauen im gebärfähigen Alter, die 1 Jahr mit einer bestimmten Methode verhüten, schwanger werden.

Kurz erklärt: Ein Pearl-Index von 20 sagt aus, dass 20 von 100 Frauen, die 1 Jahr lang mit Methode X verhütet haben, schwanger geworden sind.

Ohne die Anwendung einer Verhütung beträgt der Pearl-Index 85-90, das heißt: von 100 Frauen, die 1 Jahr lang ohne Verhütung sexuell aktiv sind, werden 85 bis 90 schwanger. Wenn man also verhütet, sinkt diese Zahl. Für jede Methode kann ein individueller Index berechnet werden, der als Maßstab für die Sicherheit der jeweiligen Methode dient. Je kleiner die Zahl des Pearl-Index, umso sicherer ist das Verhütungsmittel.

Sichere Verhütungsmethoden findet man sowohl bei der hormonellen als auch der hormonfreien Verhütung. So ist beispielsweise der Pearl-Index der hormonfreien Kupferspirale (0,6-0,8) fast genauso niedrig wie der Index der hormonhaltigen Pille oder Minipille (0,3-0,7).

Generell sollte der Pearl-Index aber nur eine grobe Orientierung sein. Denn viele Faktoren, wie zum Beispiel die Fruchtbarkeit der Frau oder die Häufigkeit von Sex, werden bei der Berechnung nicht mit einbezogen.

Die untere Tabelle zeigt den Pearl-Index für verschiedene hormonfreien Verhütungsmethoden. Sicherlich fällt auf, dass immer eine gewissen Spannbreite angegeben ist. Das kommt daher, dass die Sicherheit des Verhütungsmittels teilweise stark von der korrekten Anwendung abhängig ist.

Daher wurde in den letzten Jahren der Pearl-Index auch in gewisser Weise überarbeitet und man unterscheidet jetzt zwischen der Methoden- sowie der Anwender:innensicherheit. Die Methodensicherheit gibt an, welche maximale Sicherheit bei vollständig korrekter Anwendung einer bestimmten Verhütungsmethode erreicht werden kann. Umgangssprachlich spricht man auch vom “perfect use” oder dem theoretischem Pearl-Index. Im Gegensatz dazu kann die Anwender:innensicherheit eine Aussage darüber treffen, wie sicher ein Verhütungsmittel unter “normalen”, alltäglichen Bedingungen ist. Sprich der praktische Pearlindex, oder auch “typical use”.

Die unten angegeben Zahlenwerte sind genauso zu interpretieren wie der Pearl-Index. Das heißt, die aufgelistete Zahl entspricht der Anzahl an Frauen von 100, die unter Verwendung dieser Methode schwanger geworden sind.

Durch diese zwei Werte ist es also möglich, die Sicherheit eines jeweiligen Verhütungsmittels viel differenzierter einzuschätzen. Dennoch haben auch diese Werte nur eine begrenzte Aussagekraft. Und da die Beurteilung dieser beiden Werte auch erst in den letzten Jahren attraktiv wurde, gibt es gerade für die weniger verbreiteten Methoden bisher kaum bis keine Zahlen.

VerhütungsmethodePearl-Indexperfect usetypical use
Intrauterinpessar0,3 – 30,1-0,30,7
Kondom0,4 – 12815
Femidom5 – 25
Scheidendiaphragma1 – 201,2-42-8 (ohne Spermizid – 20)
Portio-Kappe6 – 36
chemische Verhütung3 – 210,3-0,59
Natürliche Familienplanung0,3 – 350,4-0,61,8
Sterilisation des Mannes0,1 – 0,20,1<0,2
Sterilisation der Frau0,1 – 0,4< 0,4<0,4

Bestenfalls sollten perfect use und typical use nah beieinander liegen, was darauf hinweist, dass die Fehlerquote bei der Anwendung des jeweiligen Verhütungsmittels niedrig liegt – wie es z.B. bei den Spiralen (IUP) oder NFP der Fall ist.

Kommen wir aber nun zu den verschiedenen Möglichkeiten der hormonfreien Verhütung:

Intrauterinpessare (IUP)

Was ist ein IUP?

Das Wort Pessar kann man am besten mit “Stöpsel” übersetzen. Dieser wird zur Empfängnisverhütung in die Scheide oder die Gebärmutter eingelegt wird. Dazu zählt auch das Diaphragma oder die Portiokappe, die später noch besprochen werden.

Ein Intrauterinpessar liegt – wie der Name sagt – im Uterus, also in der Gebärmutter. Umgangssprachlich wird häufig auch einfach das Wort “Spirale” verwendet, obwohl es mittlerweile weit mehr Formen als nur die Spirale gibt. Diese erklären wir dir weiter unten ausführlich. Es gibt sowohl hormonhaltige (sogenannte Hormonspiralen) als auch hormonfreie IUPs.

Die hormonfreien IUPs haben typischerweise einen Kupferanteil. Das Kupfer hat in der Gebärmutter verschiedene Effekte, die die Befruchtung einer Eizelle oder deren Einnistung verhindern. Zum einen bewirken die Kupfer-Ionen eine lokale Reizung der Gebärmutterschleimhaut, wodurch Zellen des Immunsystems angelockt werden. Zum anderen hat das Kupfer eine sogenannte spermizide Wirkung. Dadurch werden die Spermien langsamer und weniger mobil und gelangen nicht mehr so gut in die Gebärmutter.

Mittlerweile gibt es neben IUPs aus Kupfer auch schon Intrauterinsysteme aus Gold oder Silber, die ähnliche Wirkung haben.

IUPs werden in einem ambulanten Eingriff eingesetzt und können danach für bis zu 5 Jahren in der Gebärmutter bleiben. Bei korrekter Lage sind IUPs hochgradig effektive Verhütungsmittel und ihre Wirkung tritt sofort nach Einsetzen ein.

Was viele jedoch nicht wissen: Die IUPs sind neben “der Pille danach” eine wirksame Methode zur Notfallverhütung, also der Verhinderung einer ungewollten Schwangerschaft nach ungeschütztem Sex. Und das auch noch dann, wenn selbst der Eisprung schon eingesetzt hat.

Sind IUPs auch für junge Frauen geeignet?

Das Gerücht, dass Intrauterinpessare nur für Frauen, die schon Kinder geboren haben, geeignet sind, hält sich hartnäckig. Ist aber falsch!

Das geht darauf zurück, dass Frauen, die schon einmal schwanger waren, meist eine etwas größere Gebärmutter haben. Somit ist bei ihnen das Risiko für Verletzungen oder Nebenwirkungen durch das IUP geringer.

Mittlerweile gibt es aber IUPs in den verschiedensten Formen und Größen, sodass auch für jüngere Frauen ohne Kinder das Richtige dabei ist. Sehr gut eignen sich dafür kleine Kupferspiralen oder aber die neueren Varianten wie die Kupfer-Kette oder der Kupfer-Ball.

Die Kupferspirale

Die Kupferspirale ist der Klassiker unter den hormonfreien Intrauterinpessaren.

Kupferspirale zur hormonfreien Verhütung

Sie ist meist T-förmig und besteht aus einem gewebefreundlichen, flexiblen Kunststoffgerüst. Der vertikale Arm ist dabei mit einem Kupferdraht umwickelt und dient zur Stabilisierung der Lage in der Gebärmutter. Am unteren Ende der Spirale ist ein Faden befestigt, dessen Ende in die Scheide hineinragt. Diesen Faden kannst du auch selbst tasten und dich darüber vergewissern, dass die Spirale noch so liegt, wie es sein sollte. Über diesen Faden kann die Spirale auch wieder von deinem Frauenarzt oder deiner Frauenärztin entfernt werden.

Die Einlage einer Kupferspirale erfolgt am besten im ersten Zyklusabschnitt, also während deiner Regelblutung. Dadurch ist dein Muttermund sowieso schon etwas weiter. Manchmal wird auch noch ein Medikament gegeben, dass die Weitung des Muttermundes anregt. Dadurch wird er auch etwas geschmeidiger und das Einsetzen ist leichter und tut nicht ganz so weh.

Mit Hilfe eines röhrenförmigen Applikators kann die Spirale dann durch den Muttermund in deine Gebärmutter geschoben werden, wo sie sich dann entfaltet. Du kannst dir das ein bisschen so vorstellen, wie wenn du einen Regenschirm aufspannst.

Nach der Einlage wird der Rückhol-Faden auf ca. 3 cm gekürzt, sodass man ihn noch ertasten kann, er aber beim Geschlechtsverkehr nicht stört.

Spürt mein Partner den Faden beim Sex?

Berechtigte Frage! Das kommt ganz drauf an und ist natürlich von Paar zu Paar unterschiedlich. Und auch stark von der Sexstellung abhängig. Das Anstoßen an diesen Faden wird häufig als “Pieksen” beschrieben – für die einen aushaltbar und nicht störend, für die anderen eher unangenehm. Und auch das ist kein Problem! Der Faden kann einfach von deinem Frauenarzt oder deiner Frauenärztin gekürzt werden. Im Notfall sogar so weit, dass er gar nicht mehr in deine Scheide ragt. Dann kannst du ihn nur selbst nicht mehr tasten.

Die Einlage kann unter lokaler Betäubung erfolgen, muss aber nicht. Jede Frau nimmt das Einsetzen unterschiedlich war. Für die einen ist es wirklich sehr schmerzhaft und unangenehm, für anderen nicht sehr viel anders als ein normaler gynäkologischer Abstrich. Manchmal kann es auch zu Kreislaufproblemen kommen oder in seltenen Fällen zu Verletzungen der Gebärmutter. Generell solltest du dich aber nicht von grausamen Berichten darüber verunsichern lassen! Der Eingriff dauert nur ungefähr 5 Minuten. Versuche einfach zu entspannen und schone dich den restlichen Tag über.

Nach dem Einsetzen kannst du die Lage der Spirale über das Ertasten des Faden oder per Ultraschall kontrollieren. Eine Kontrolle sollte nach der ersten Periode nach der Einlage und später alle sechs Monate erfolgen.

Welche Nebenwirkungen bringt die Kupferspirale mit sich?

Direkt nach Einlage der Kupferspirale kann es zu Schmerzen kommen, die den Regelschmerzen sehr ähnlich sind. Außerdem können deine Regelblutung und -schmerzen während der ersten Zyklen nach dem Einsetzen stärker werden. Gegebenenfalls treten auch Schmier- oder Zwischenblutungen auf.

Das Risiko für eine aufsteigende Entzündung der inneren Geschlechtsorgane ist minimal erhöht.

Wo wir direkt bei einem weiteren Mythos über die Kupferspirale/IUPs wären: In vielen Köpfen, leider auch noch bei einigen Frauenärzten:innen, besteht weiterhin das Gerücht, dass man durch eine eingesetzte Kupferspirale unfruchtbar werden kann. Doch das ist mittlerweile widerlegt! Diese Ansicht kommt teilweise noch von Berichten aus der Entwicklungsphase der Kupferspirale. In den 70er Jahren wurde mit verschiedenen Materialien des Rückholfadens experimentiert und bei einem traten verhältnismäßig sehr viele Infektionen und Komplikationen auf. Doch selbstverständlich hat man dafür bessere Materialien gefunden und mittlerweile haben auch Studien belegt, dass die Infektionswahrscheinlichkeit äußerst gering ist.

Die Kupferkette

Verhütung mit Kupfer: Alles über die richtige Wahl von Intrauterinpessaren (IUPs)
Kupferkette in der Mitte

Eine abgewandelte Form der Spirale, speziell für junge Frauen entwickelt, ist die Kupferkette. Das Wirkprinzip entspricht dem der Spirale. Jedoch sieht die Kette ein bisschen anders aus: Sie besteht aus einem kleinen Haken gefolgt von einer Kette aus mehreren Metallstückchen, in denen sich die Kupfer-Ionen befinden. Wie die Spirale endet auch die Kette mit einem Rückhol-Faden.

Um die Kette in der Gebärmutter zu stabilisieren, wird der Haken während der Einlage in der Wand der Gebärmutter verankert. Dafür muss der Gebärmuttermuskel ausreichend dick sein, was jedoch bei den meisten Frauen der Fall ist. Dadurch kann die Kupferkette im Vergleich zur Spirale nicht verrutschen.

Aufgrund der kleinen, schmalen Kettenform wird die Gebärmutterwand nach der Einlage deutlich weniger gereizt als bei T-förmigen Spiralen. Dieser Effekt ist gerade für jüngere Frauen mit kleineren Gebärmüttern hilfreich. Dadurch nehmen auch die Regelschmerzen und die Blutung nicht so stark zu wie bei der Spirale.

Nicht jeder Frauenarzt oder jede Frauenärztin legt Kupferketten, da es dafür einer Zusatzqualifikation bedarf. Schaue dafür einfach mal im Internet nach, es gibt sicher in deiner Nähe dafür eine:n Spezialist:in.

Eine regelmäßige Lagekontrolle per Ultraschall ist genauso wie bei der Spirale empfohlen.

Der Kupferball

Ein weiterer Vertreter der kupferhaltigen Intrauterinpessare ist der Kupferball. Vor der Einlage besteht er aus einem Draht, auf den mehrere Kupferperlen aufgefädelt sind. Nach Einlage in deine Gebärmutter formt sich der Draht dann zu einer Kugel von etwa 1,5 cm Durchmesser. So bleibt er dann für bis zu 5 Jahre liegen. Entfernt werden kann er ebenfalls über einen Rückhol-Faden.

Der Kupferball ist flexibel in seiner Form und wird nicht in der Gebärmutter verankert. Somit eignet er sich sowohl für junge Frauen als auch für Frauen mit kleinem Uterus. Eine regelmäßige Lagekontrolle per Ultraschall ist auch beim Kupferball empfohlen.

Mechanische Verhütung (Barrieremethoden)

Der Allrounder: Das Kondom

Kondome zur hormonfreien Verhütung

Statistiken zu Folge ist das Kondom das beliebteste und am häufigsten verwendete hormonfreie Verhütungsmittel. Neben der Empfängnisverhütung hat es nämlich noch einen zweiten, sehr sehr wichtigen Nutzen: Den Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten.

Das Kondom ist außerdem eines der wenigen von Männern anwendbaren hormonfreien Verhütungsmittel. Es wird vor dem Sex über den erregten Penis gestülpt. Dadurch können die Spermien während des Samenergusses nicht in die Scheide gelangen. Das Kondom bildet also eine Barriere.

Kondome gibt es in vielen verschiedenen Formen, Farben und Größen. Sie bestehen aus einem 0,5 – 0,8mm dicken, hoch elastischen Gummi und sind von innen mit einem Spermizid ausgekleidet. Von außen sind sie mit einer silikonhaltigen Gleitsubstanz versehen.

Das richtige Überziehen eines Kondoms erfordert am Anfang vielleicht etwas Übung. Zu beachten ist dabei vor allem auch das Abdrücken des Reservoirs an der Spitze des Kondoms. Aber bei korrekter Anwendung ist das Kondom ein sicheres Mittel zur Empfängnisverhütung.

Aufpassen musst du allerdings, wenn das Kondom während des Sex reißt oder verrutscht. Beispielsweise können bei Überschreiten des Mindesthaltbarkeitsdatums kleine Risse entstehen. In diesen Fällen ist der Schutz vor einer Schwangerschaft, aber auch vor sexuell übertragbaren Krankheiten nicht mehr gewährleistet.

Das Femidom

Femidom zur hormonfreien Verhütung

Das Femidom ist quasi das Kondom für die Frau. Es besteht aus dünnem Kunststoff und ist etwa 15 cm lang. Wie ein großes Kondom liegt es in der Scheide und bedeckt zusätzlich den Scheideneingang. Von innen ist es ebenfalls mit einem Spermizid ausgekleidet, das die Spermien langsamer und unbeweglicher macht.

Genau wie das Kondom schützt auch das Femidom vor sexuell übertragbaren Erkrankungen!

Das Scheidendiaphragma

Diaphragma zur hormonfreien Verhütung

Das Scheidendiaphragma wird in Deutschland bisher relativ selten genutzt, auch wenn es bei korrekter Anwendung für eine sichere Verhütung sorgen kann.

Ein Scheidendiaphragma besteht aus einem Metallspiralenring mit einer Silikonmembran im Inneren. Dadurch ist es sehr flexibel in seiner Form und Ausdehnung, wodurch es sich optimal an die individuellen anatomischen Verhältnisse der Frau anpassen kann.

Vor dem Geschlechtsverkehr kannst du das Diaphragma zusammengedrückt in die Scheide einführen, wo es sich dann leicht entfaltet und über den Eingang zur Gebärmutter legt. Somit ist für die Spermien der Weg zur Eizelle blockiert. Da das Diaphragma am Rand aber nicht zu 100% abdichtet, ist das zusätzliche Anwenden eines Spermizids für die sichere Verhütung unerlässlich! Mehr dazu findest du unter dem Punkt “chemische Verhütung”.

Wichtig für dich: Nach dem Geschlechtsverkehr muss das Diaphragma allerdings noch für 8-10 Stunden liegen bleiben! Entfernst du das Diaphragma davor, kann die verhütende Wirkung nicht mehr gewährleistet werden. Bei erneutem Sex solltest du das nochmalige Auftragen des Spermizids nicht vergessen! Auch dabei darfst du auf keinen Fall das Diaphragma bewegen oder rausnehmen. Es genügt, mit den Fingern bei sitzendem Diaphragma das Spermizid in die Scheide zu geben.

Das Diaphragma bietet den Vorteil, dass es nur verwendet wird, wenn es gebraucht wird. Es ist meist gut verträglich und stellt kein gesundheitliches Risiko dar. Es sollte jedoch individuell auf deine weibliche Anatomie angepasst werden. Das heißt: bei größeren Gewichtsveränderungen oder nach einer Geburt ist eventuell eine erneute Anpassung der Größe nötig. Das richtige Einführen des Diaphragmas solltest du am besten vor der ersten Verwendung ein bisschen üben, damit es dann auch optimal sitzt. Solltest du dir darin unsicher sein, kannst auch einfach deinen Frauenarzt oder deine Frauenärztin fragen. Er/Sie kann dir wichtige Tipps dazu geben und lernen, wie du durch Nachtasten den richtigen Sitz des Diaphragmas beurteilen kannst. Frag einfach nach!

Portio-Kappe

Zu den Barrieremethoden zählt ebenso die Portio-Kappe – eine halbkugelförmige Kappe aus Gummi oder Plastik. Wie der Name schon sagt, wird sie wie eine Kappe über die “Portio” – dem Muttermund – gestülpt. Der Muttermund ist der Eingang zu deiner Gebärmutter und diese Kappe verhindert, dass Spermien in die Gebärmutter und somit zur Eizelle gelangen können.

Nach deiner Regelblutung kannst du die Portio-Kappe selbst oder mit ärztlicher Hilfe einsetzen. Sie bleibt dann dort bis kurz vor dem errechneten Termin der nächsten Regelblutung.

Die Kappe hat keine Nebenwirkungen auf den restlichen Körper. Vereinzelt kann es aber zu einer lokalen Reizung der Geschlechtsorgane kommen.

Wie auch beim Diaphragma kannst du die Sicherheit der Portio-Kappe mit der zusätzlichen Verwendung eines Spermizids erhöhen.

Chemische Verhütung

Die spermiziden Substanzen haben wir bereits beim Vorstellen der mechanischen Verhütungsmethoden erwähnt. Wichtig für dich: Als alleinige Verhütung werden Spermizide nicht mehr empfohlen, da ihre Wirkung allein doch recht unsicher ist. In Kombination aber mit mechanischen Barrieremethoden versprechen sie Gutes.

Dabei gibt es die unterschiedlichsten Anwendungsformen: egal ob Tablette, Zäpfchen oder Creme – du solltest sie bereits ca. 10min vor dem Sex verwenden, damit sie noch Zeit haben, ihre Wirkung zu entfalten.

Die Verhütungsgels oder -cremes basieren meist auf Zitronen- und oder Milchsäure, wodurch der Säuregrad deiner Scheide steigt. Zitronensäure vermindert dabei die Beweglichkeit der Spermien, während die Milchsäure Spermien unbeweglich macht. Generell werden die Spermien also viel träger, langsamer und weniger mobil, sodass sie gar nicht erst die Eizelle erreichen oder davor schon absterben. Dadurch soll eine Schwangerschaft verhindert werden.

Manche Frauen und auch Männer könne empfindlicher auf die Verwendung solcher spermienabtötenden Substanzen reagieren. Das kann mit Brennen, einem unangenehmen Wärmegefühl bis hin zu allergischen Reaktionen verbunden sein. In solchen Fällen solltest du einen Fachmann oder eine Fachfrau zu Rate ziehen und eventuell ein anderes Produkt ausprobieren.

Beachte bitte auch, dass es bestimmte Produkte gibt, wie beispielsweise Scheidenzäpfchen, die die Latexstruktur des Kondoms zerstören können! Informiere dich darüber im Vorfeld und lies die Packungsbeilage sorgfältig.

Natürliche Familienplanung (NFP)

Bestimmt hast du davon schon gehört. Denn die natürliche Familienplanung – kurz NFP – ist zur Zeit sehr im Trend und wird immer beliebter. Nicht umsonst wurden dafür in den letzten Jahren schon etliche Apps und Tracking-Geräte entwickelt.

Der Übersichtlichkeit zuliebe soll diese Verhütungsmethode hier aber nur kurz besprochen werden, da sie Stoff für einen ganzen eigenen Artikel bietet.

Als Grundlage hat sich die natürliche Familienplanung das Bestimmen der möglichen fruchtbaren Tage in deinem Zyklus gemacht. Und das kannst du ganz allein zu Hause machen! Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, diese zu ermitteln: Die Basaltemperaturmethode ist dabei essentiell und muss um einen zusätzlichen Faktor ergänzt werden – entweder du nimmst die Beurteilung der Konsistenz deines Zervixschleims hinzu oder die Lage deines Muttermundes.

Die natürliche Familienplanung dient einerseits zur hormonfreien Verhütung: Über das Bestimmen deiner fruchtbaren und deiner unfruchtbaren Tage, lernst du abzuschätzen, wann du überhaupt schwanger werden kannst und wann nicht. An den sicher unfruchtbaren Tagen brauchst du dir dadurch beim Sex keine Gedanken über zusätzliche Verhütung machen. An den fruchtbaren oder nicht ganz sicher unfruchtbaren Tagen solltest du dann aber auf andere Verhütungsmittel, wie z.B. das Kondom zurückgreifen. Oder eben keinen Sex haben.

Andererseits kann dir die NFP-Methode aber auch bei Kinderwunsch hilfreich sein. Denn wenn du genau über deinen Zyklus Bescheid weißt, kannst du das Zeitfenster deiner fruchtbaren Tage besser ausnutzen.

Genau aus diesem Grund ist die NFP so attraktiv: Sie bietet uns Frauen die Möglichkeit, uns und unseren Körper viel besser kennenzulernen. Damit können wir die natürlichen Hormonschwankungen während unseres Zyklus und daraus resultierende körperliche wie auch psychische Veränderungen verstehen. Viele Frauen fühlen sich dadurch auch viel näher mit ihrem Körper und ihrer Weiblichkeit verbunden.

Übrigens: Bei richtiger Anwendung ist der Pearl-Index von NFP mit dem der Pille vergleichbar!

Sterilisation

Die letzte hormonfreie Verhütungsmethode, die wir euch vorstellen wollen, ist die Sterilisation. Das sognannte Unfruchtbarmachen. Sie kommt als dauerhafte und endgültige Verhütungsmethode in Frage und kann sowohl bei Männern als auch bei Frauen erfolgen. Man verliert dadurch die Fähigkeit zur Fortpflanzung. In den meisten Fällen ist dieser Eingriff jedoch unwiderruflich und sollte daher genauestens überlegt sein! Daher muss davor auch eine schriftliche Einwilligung unterschrieben werden.

Die Sterilisation beim Mann

Die Sterilisation des Mannes wird meistens mittels einer sogenannten Vasektomie durchgeführt. Dabei wird auf beiden Seiten der Samenleiter durchtrennt. Dieser ist normalerweise dafür da, dass die Spermien aus den Hoden in die Harnröhre geleitet werden und bei einem Samenerguss darüber nach außen kommen können.

Nach dem Eingriff dauert es ca. 3 Monate bis der vollständige Schutz einer Empfängnisverhütung gewährleistet werden kann. Von da an enthält das Ejakulat des Mannes dann keine Spermienzellen mehr. Doch das ändert nichts an Aussehen und Menge der Spermienflüssigkeit. Auch die Erektionsfähigkeit und die sexuelle Lust werden nicht beeinflusst.

Die Sterilisation bei der Frau

Ganz so einfach wie die Sterilisation beim Mann ist sie bei uns Frauen nicht. Es barf eines größeren Eingriffes mit einem operativen Zugang zur Bauchhöhle.

Normalerweise wird die Eizelle vom Eierstock über die Eileiter zur Gebärmutter transportiert. Auf diesem Transportweg findet auch die Befruchtung statt. Und genau hier ist auch der Ansatzpunkt für die Sterilisation der Frau: Die Eileiter werden entweder mit Hitze verschweißt, durchtrennt oder mittels Clip abgeklemmt. Dadurch sind sie dann undurchgängig – und Eizelle und Spermien können nicht mehr zueinander finden.

Bei einigen Frauen mit abgeschlossener Familienplanung kann dieser Eingriff auch direkt im Anschluss an einen Kaiserschnitt gemacht werden, wodurch eine Operation erspart bleibt. Der Verhütungsschutz tritt direkt nach der Sterilisation ein.

Da die Eierstöcke ganz normal weiter bestehen und ihrer Funktion nachgehen, finden der monatliche Eisprung sowie die Regelblutung auch nach der Sterilisation weiter statt. Es gibt auch keine Auswirkungen auf die Libido (sexuelle Lust), denn das Hormonsystem arbeitet ungestört weiter.

Kann man eine Sterilisation rückgängig machen?

Wie oben schon angesprochen, ist eine Sterilisation in den meisten Fällen irreversibel und sollte gründlich überlegt sein. Dazu muss dein behandelnder Arzt oder deine behandelnde Ärztin auch ein ausführliches Aufklärungsgespräch mit dir führen, um über mögliche Risiken, Nebenwirkungen und die Zuverlässigkeit dieser Verhütungsmethode zu informieren. Und du selbst solltest für dich auch noch einmal alle alternativen Verhütungsmöglichkeiten abwägen, damit du keine voreilige Entscheidung triffst.

Trotzdem ist es nicht ausgeschlossen, auch nach einer Sterilisation noch eigene Kinder zu bekommen. Mit Hilfe sogenannter Refertilisierungsoperationen kann die Fortpflanzungsfähigkeit wieder erreicht werden, indem der Samenleiter des Mannes bzw. die Eileiter der Frau operativ wiederhergestellt werden. Die Erfolgsquote ist dabei umso höher, je weniger Zeit nach der Sterilisation vergangen ist. Außerdem besteht weiterhin die Möglichkeit, z.B. über eine In-vitro-Fertilisation – also einer künstliche Befruchtung – ein Kind zu bekommen. Diese beiden Verfahren sind jedoch relativ teuer und auch aufwändig.

Was ist nun das richtige Verhütungsmittel für mich?

Sicher fragst du dich nach diesem Artikel nun, was denn das richtige und beste Verhütungsmittel für dich ist?

Leider kann man diese Frage nicht so pauschal beantworten und jede Frau muss für sich selbst alle Vor- und Nachteile abwägen. Dabei solltest du vor allem darauf achten, was FÜR DICH persönlich am wichtigsten ist.

Manche Frauen bevorzugen lieber Verhütungsmethoden, bei denen sie nicht während des Sex darauf achten müssen. Andere wiederum wollen und brauchen das Gefühl, aktiv zu verhüten und es selbst in der Hand zu haben.

Leider gibt es an dieser Stelle – abgesehen vom Kondom – bisher kaum Verhütungsmethoden, die aktiv vom Mann angewendet werden können. Doch die Wissenschaft steht nie still und es werden derzeit viele Forschungen und Studien in diese Richtung betrieben.

Schlussendlich wollen wir dir mit auf den Weg geben, dass es generell nicht DIE perfekte Verhütungsmethode gibt. Stresse dich also nicht damit! Das Wichtigste ist, dass du dich damit am wohlsten fühlst! Und dabei kann ein Blick über den Tellerrand nicht schaden! Leider wird auch heutzutage noch nicht umfassend über Verhütung – gerade auch die hormonfreie Verhütung – aufgeklärt. Die Scham, sich darüber auszutauschen oder bei:m Facharzt:in näher nachzufragen existiert weiter. Mythen und falsche Infos werden teilweise auch vom Fachpersonal verbreitet.

Lasse dich also dadurch nicht verunsichern und gib dich auch nicht mit der erstbesten Lösung zufrieden! Du wirst die richtige für dich persönlich finden.

Quellen

Weyerstahl et al.: Duale Reihe Gynäkologie und Geburtshilfe. Georg Thieme Verlag 2013. ISBN 978-3-13-125344-6

Freundl, G. Natürliche Familienplanung und „nichthormonale Kontrazeption“. Gynäkologe 36, 1099–1112 (2003).

Practice Committee of the American Society for Reproductive Medicine. Practice Committee of the American Society for Reproductive Medicine. Combined hormonal contraception and the risk of venous thromboembolism: a guideline. Fertil Steril.

https://www.kup.at/kup/pdf/1702.pdf

https://www.netdoktor.de/verhuetung/pearl-index/

http://www.kupferkette.info

https://www.kupferperlenball.de/index.php

https://de.wikipedia.org/wiki/Sterilisation_(Unfruchtbarmachung)

http://www.sterilisation-frau.info

https://www.netzwerk-frauengesundheit.com/

Unter Mitwirken von: Annabell Jäger

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