Das vaginale Mikrobiom spielt aufgrund der Zusammensetzung und ihrer Stoffwechselprodukte eine sehr wichtige Rolle für unsere Frauengesundheit. Jede Frau besitzt ihr eigenes individuelles vaginales Milieu, welches sich sogar im Laufe des Menstruationszyklus immer wieder verändert.
Doch was tun, wenn es einmal aus dem Gleichgewicht gerät? In diesem Artikel erfährst du alles zum vaginalen Mikrobiom und was es für Folgen geben könnte, wenn es zu einem Ungleichgewicht kommt. Außerdem informieren wir dich über Ursachen, Symptome, Therapiemöglichkeiten und was du selbst präventiv für eine ausgeglichene Vaginalflora tun kannst.
Was ist ein vaginales Mikrobiom?
Jede Frau beherbergt ihr eigenes kleines Ökosystem innerhalb ihrer Vagina. Hier leben eine große Anzahl von Viren und Bakterien harmonisch zusammen. Die Keimarten befinden sich in einem Gleichgewicht, welches durch äußere und innere Faktoren beeinflusst werden kann.
Man vermutet heute, dass die Zusammensetzung des vaginalen Mikrobioms auch genetisch mitbedingt ist und es somit auch Unterschiede in der Artenvielfalt des vaginalesn Milieus z.B. zwischen mitteleuropäischen und afroamerikanischen Frauen gibt. Kenyon, Chris; Colebunders, Robert; Crucitti, Tania (2013): The global epidemiology of bacterial vaginosis: a systematic review. In: American journal of obstetrics and gynecology 209 (6), S. 505–523. DOI: 10.1016/j.ajog.2013.05.006.">1)
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Wenn das vaginale Mikrobiom aus dem Gleichgewicht gerät
Nach der Menopause kommt es beispielsweise aufgrund der Hormonumstellungen zu einer veränderten Zusammensetzung der Bakterien, sodass das vaginale Milieu für Laktobazillen aber, auch für Hefepilze eher unattraktiv wird.
Die Residentflora (auch Standortflora genannt) wird weitgehend durch Übersiedlung von Mikroorganismen aus der Perianalregion sowie der Haut- und Darmflora gebildet. Das bedeutet, dass unser Darm der Lieferant und das Reservoir für die vaginale Besiedlung ist und die natürliche Besiedlung durch Bakterien immer oral erfolgt.
Interessanterweise befinden sich im Darm bis zu 80% der gleichen Laktobazillen wie in der Vagina. Die Hautflora umfasst Keime, die z.B. durch soziale, epidemiologische und individuelle Risikofaktoren von extern (außen) in die Vagina gelangen (z.B. durch unverhüteten Geschlechtsverkehr).
Das saure Milieu der Vagina schützt allgemein vor krankmachenden Keimen und auch zu einem gewissen Anteil vor sexuell übertragbaren Krankheiten. Man könnte also sagen, dass das vaginale Mikrobiom generell das Wachstum eingeschleppter Mikroorganismen hemmt.
Die Bakterien mit der größten Anzahl sind die östrogenabhängigen Laktobazillen, auch Döderleinbakterien oder milchsäure-produzierende Bakterien genannt. Diese produzieren Milchsäure, Glukose und zum Großteil auch Wasserstoffperoxid (H2O2). Sie halten damit den vaginalen pH-Wert im sauren Bereich zwischen 3,8-4,5. Der produzierte Wasserstoffperoxid hat die Aufgabe innerhalb der Vaginalflora unerwünschte Bakterien abzutöten.
Aktuell sind in der Wissenschaft über 170 verschiedene Arten von Laktobazillen bekannt. Weitere Bakterienspezien der Vaginalflora in absteigender Reihenfolge sind Staphylokokken (60%), Enterokokken (25%), Gardnerella vaginalis (20%), B-Streptokokken (7%), E. coli (5%) und auch Candida spp. (4%). Somit gehört auch ein gewisser Anteil der “krankmachenden” Bakterien und Hefepilze zur vaginalen Normalflora der Frau. Diese werden jedoch erst „gefährlich“, wenn sie nicht mehr in Schach gehalten werden können.
Die meisten Infektionen der Vagina sind eher ein Ausdruck eines gestörten vaginalen Mikrobioms. Die Schutzfunktion der bakteriellen Besiedlung durch symbiotische Bakterien hängt von der Zusammensetzung und der Vielfalt der Bakterien ab. Zu einer gesunden Vaginalflora gehört auch der sogenannte Flour albus (weißer Ausfluss), welcher Ausdruck des Selbstreinigungs- und Selbstbefeuchtungsprozesses der vaginalen Schleimhäute ist.
Tabelle (Vaginales Mikrobiom in den verschiedenen Lebensphasen der Frau)
Lebensphase | Zusammensetzung der Vaginalflora |
Neugeborenes | Vorwiegend Laktobazillenflora der Mutter |
Vor der Pubertät | Anaerobier, Streptokokken, Staphylokokken etc. |
Menarche bis Prämenopause | Dominanz der Laktobazillen, fakultativ pathogene aerobe und anaerobe Keime |
Ab der Menopause | Mischflora aus Kokken und Stäbchenbaketerien, Abnahme Gesamtkeimzahl |
Bakterielle Vaginose (Vaginitis)
Wenn das vaginale Mikrobiom aus dem Gleichgewicht gerät, kann es schnell zu einer bakteriellen Vaginose kommen. Mehr dazu erfährst du in diesem Abschnitt.
1. Was ist eine bakterielle Vaginose?
Die bakterielle Vaginose (BV) oder auch Kolpitis genannt ist die häufigste vaginale Erkrankung bei Frauen im gebärfähigen Alter und allein in Deutschland für mehr als 10 Millionen Arztbesuche pro Jahr verantwortlich. 25-30% der Frauen sind mindestens einmal in ihrem Leben davon betroffen.
Bei 5-10% der Frauen kommt es zu chronischen, also immer wiederkehrenden Verläufen. Charakterisiert wird dies durch ein verändertes Bakterienspektrum mit einer erhöhten Spezieszahl und Bakteriendichte.
Im Vordergrund steht hierbei eine Dysbiose (Ungleichgewicht) aufgrund einer Abnahme der schützenden Laktobazillen und einer Zunahme von “krankmachenden Bakterien” vorwiegend durch Gardnerella vaginalis und Atopobium vaginae. Nasioudis, D.; Linhares, I. M.; Ledger, W. J.; Witkin, S. S. (2017): Bacterial vaginosis: a critical analysis of current knowledge. In: BJOG : an international journal of obstetrics and gynaecology 124 (1), S. 61–69. DOI: 10.1111/1471-0528.14209.">2)
Können diese Bakterien aber aufgrund verschiedener Faktoren nicht mehr in Schach gehalten werden, entsteht eine Dysbalance der Vaginalflora mit einem Anstieg des pH-Wertes auf über 4,5. Hier fühlen sich diese anaeroben Bakterien sehr wohl und bilden einen sogenannten Biofilm an der Vaginalwand.
Durch diesen Biofilm schützen und verstecken sich die pathogenen, also die “gefährlichen Bakterien” z.B. vor Antibiotika und sind damit auch für unser Immunsystem schwierig zu entdecken.
2. Warum entsteht eine Vaginose und wie wird sie diagnostiziert?
Die Ursachen für eine bakterielle Vaginose sind vielfältig. Das Ungleichgewicht und die damit verbundene pH-Wert-Erhöhung des vaginalen Mikrobioms entsteht durch die Abtötung der schützenden Laktobazillen. Ein Ungleichgewicht allein ist aber noch kein Ausdruck einer Infektion sondern stellt lediglich einen Triggereffekt für vaginale Infektionen dar.
Allgemein kann eine Dysbalance der Vaginalflora durch folgende Faktoren begünstigt werden:
- zeitweise Immunschwäche durch Erkältungskrankheiten oder grippalen Infekten
- Sperma (neutralisiert kurzzeitig das vaginale Milieu)
- Menstruationsblut (pH-Wert von ca. 7,5)
- starke Reinigungsmittel (Duschseifen, Waschmittel)
- Hormonveränderungen (z.B. Wechseljahre / Menopause, Schwangerschaft)
- regelmäßige Einnahme synthetischer Hormone (schwächt das Vaginalmilieu)
- Vitamin-D-Mangel (hier zeigen sich vermehrt Gardnerella-bedingte Infektionen)
- gechlortes Schwimmbadwasser
- Rauchen
- hohe Zahl und häufiger Wechsel der Sexualpartner
- mangelnde Intimhygiene der Sexualpartner (Beschneidung bei Männern protektiv)
- frühe erste sexuelle Aktivität
- Oral- und Analverkehr
- chronischer Stress
- Antibiotikatherapien, Chemotherapie, Kortison
- übertriebene Intimhygiene
- Unverträglichkeiten / Allergien auf chemische Zusätze in Gleitmitteln oder als Beschichtung auf Kondomen
- nicht-biologische Waschmittel für die Unterwäsche
- chlorgebleichte Tampons
Zudem erhöht eine bakterielle Vaginose auch bedeutend das Risiko während einer Schwangerschaft für z.B. Aborte, vorzeitige Wehen / Blasensprung, Frühgeburten und aufsteigende Infektionen im Wochenbett. Auch das Risiko für sexuell übertragbaren Krankheiten steigt an.
Entscheidend für die Diagnosestellung sind die Summe aus ärztlicher Anamnese, Klinik und mikroskopischer Untersuchung des Vaginalabstriches. Die vier diagnostischen Kriterien der BV werden als Amsel-Kriterien bezeichnet (siehe Tabelle). Für eine sichere Diagnose müssen mindestens drei dieser vier Kriterien erfüllt sein.Bradshaw, Catriona S.; Morton, Anna N.; Hocking, Jane; Garland, Suzanne M.; Morris, Margaret B.; Moss, Lorna M. et al. (2006): High recurrence rates of bacterial vaginosis over the course of 12 months after oral metronidazole therapy and factors associated with recurrence. In: The Journal of infectious diseases 193 (11), S. 1478–1486. DOI: 10.1086/503780.">3)
Amsel-Kriterien (Kriterien für bakterielle Vaginose) |
– homogener grau-weißer, cremiger Flour (nicht flockig) |
– Amingeruch (fischig) v.a. durch Gardnerella vaginalis |
– pH-Wert > 4,5 |
– mindestens 20% „Schlüsselzellen“ (clue-Zellen) vaginale Epithelzellen bedeckt von Biofilm-Bakterien |
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3. Welche Symptome treten auf?
Die Hälfte der Frauen, die für eine bakterielle Vaginose typischen Bakterien im Vaginalabstrich aufweisen, zeigen keine Symptome. Die Ursache dafür ist bis heute ungeklärt. Bei einer BV handelt es sich auch nicht um eine Entzündung, daher kommt es weder zu Schmerzen noch zu Juckreiz oder Rötungen der Vulva/Vagina.
Etwa 50 Prozent der betroffenen Frauen klagen typischerweise über grau-weißen Ausfluss, der vermehrt, schaumig oder dünnflüssig sein kann. Der Ausfluss kann einen fischigen Geruch annehmen.
Im äußeren Vaginalbereich können Juckreiz und Hautreizungen auftreten. Auch wird gelegentlich von Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder Wasserlassen berichtet.
4. Was gibt es für Therapiemöglichkeiten?
Mittel der Wahl in der Schulmedizin ist die Gabe eines Antibiotikums. Leider erzielt die Antibiotikagabe oft keinen Langzeiteffekt und die Rückfallquote kann nach 3 Monaten bei über 30% liegen. In der Naturheilkunde und Komplementärmedizin wird mit Heilpflanzenzubereitungen (z.B. als Tee oder Vaginalspülung) und ätherischen Öle (z.B. in Vaginalzäpfchen eingearbeitet) gearbeitet.
Hier gibt es verschiedenste Möglichkeiten der lokalen und inneren Behandlung. Wichtige ätherische Öle für die Behandlung sind z.B. Thymian, Majoran, Schafgarbe und Melisse. Begleitend wird auch immer mit der Ansäuerung des vaginalen Mikrobioms über Milchsäurepräparate gearbeitet. Am besten lässt du dich in der naturheilkundlichen Behandlung von einer erfahrenen Heilpraktikerin oder naturheilkundlichen Ärztin begleiten. Eine chronisch wiederkehrende Erkrankung sollte nicht auf eigene Faust behandelt werden. Kuck, Angela (2011): Komplementärmedizinische Therapieansätze zur Behandlung von Soor, bakterieller Vaginose und Clamydien in der Schwangerschaft. In: Schweiz Z Ganzheitsmed 23 (5), S. 261–262. DOI: 10.1159/000331686.">4)
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5. Was kannst du tun, um einer Vaginose vorzubeugen?
Um der bakteriellen Vaginose keine große Chance zu geben, ist es unter anderem wichtig, atmungsaktive Unterwäsche (keine Tangas!) zu tragen, die bei mindestens 60 Grad gewaschen werden kann. Verzichte daher wenn möglich auf synthetische Fasern.
Zudem sorgt auch enge Kleidung für ein schlechtes Hautklima im Intimbereich, welches ein feuchtwarmes Milieu entstehen lässt, was zu Keimwachstum führt. Das gilt auch für Kunststofffolien in Slipeinlagen und Binden. Des Weiteren sollte die Intimpflege nur mit Wasser erfolgen ohne reizende Seifen und Tenside. Die Benutzung von Tampons sollte vermieden werden und Bio-Binden sollten während der Menstruation regelmäßig gewechselt werden.
Vaginalpilz
Viele Frauen kennen ihn und waren mindestens schon einmal in ihrem Leben von einem Vaginalpilz betroffen. Wie ein Vaginalpilz sich entwickelt und wie du am besten dafür sorgst, dass er dich nicht wieder heimsucht, erfährst du im folgenden Abschnitt.
1. Was ist ein Vaginalpilz?
In Deutschland beläuft sich die Zahl der erkrankten Frauen auf etwa 5 Millionen pro Jahr. Bei dem verursachenden Pilz handelt es sich in ca. 90% der Fälle um Candida albicans (Hefepilz), welcher auch zu den Erregern zählt, der unter bestimmten Umständen Symptome hervorrufen kann.
Rund 20% aller gesunden nicht-schwangeren Frauen weisen eine gewisse Menge an Hefepilzen in ihrer Vaginalflora auf. Sie sind somit zu einem kleinen Prozentsatz in einem gesunden vaginalen Mikrobiom zu finden.
Der Übergang in ein Krankheitsgeschehen wird vorwiegend durch Östrogene gesteuert. Je mehr Östrogene im weiblichen Körper sind (zyklusabhängig), desto pathogener agieren die Hefepilze (Candida besitzt Östrogenrezeptoren). Es wird generell unterschieden zwischen einer akuten und chronischen bzw. rezidivierenden Form, sowie einem leichten, mittelschweren und schweren Verlauf.
2. Welche Ursachen gibt es und welche Symptome macht ein Vaginalpilz?
Allgemein gesehen ist der eigene Uroanaltrakt und der Darm einer Frau oft die Quelle für Hefepilze. Besonders häufig entsteht eine Vaginalpilzinfektion nach einer vorhergehenden Antibiotikatherapie. Durch das Antibiotikum wird die Standortflora weitgehend zerstört und das Risiko für einen Vaginalpilz wächst.
Zudem stellen auch die sexuelle Aktivität der Frau und manche sexuellen Praktiken (z.B.: Oral- und Analverkehr) Risikofaktoren für die Entstehung von Vaginalpilz dar. Auch die Einnahme hormoneller Verhütungsmitteln wie der Pille lassen das Risiko für eine Infektion steigen.
Während des Zyklus geht die luteale Phase (Gelbkörperphase) mit einem Anstieg von Östrogen einher und ist daher oft der Zyklusabschnitt, in dem es häufiger zu Infektionen kommen kann. Das gleiche gilt für eine Schwangerschaft, denn auch hier sind konstant hohe Östrogenwerte zu finden.
Der Hefepilz wird nur zu einem gewissen Prozentsatz sexuell übertragen. Dennoch macht es Sinn bei chronischem und immer wiederkehrendem Vaginalpilzbefall auch den Partner zu untersuchen und ggf. mitzubehandeln. MMW Fortschritte der Medizin 152 (42), S. 22. DOI: 10.1007/BF03367242.Reed, Barbara D.; Zazove, Philip; Pierson, Carl L.; Gorenflo, Daniel W.; Horrocks, Julie (2003): Candida transmission and sexual behaviors as risks for a repeat episode of Candida vulvovaginitis. In: Journal of women’s health (2002) 12 (10), S. 979–989. DOI: 10.1089/154099903322643901">5)
Vor allem bei immer wiederkehrenden und chronischen Vaginalpilzerkrankungen kann eine gestörte Glukosetoleranz eine wichtige Rolle spielen. Somit sind Frauen mit Diabetes mellitus vermehrt davon betroffen, da hier zu viel Zucker in der Vaginalflora vorkommt, wovon sich wiederum die Hefepilze ernähren.
Umso mehr Zucker, umso wohler fühlt sich der Candida im vaginalen Mikrobiom und vermehrt sich. Auch eine Schwächung des Immunsystems durch dauerhafte und langfristige Einnahme von Kortison kann zu immer wiederkehrenden Vaginalpilzen führen. Zudem kann ein enormer psychosozialer Stress ein bedeutender Risikofaktor für chronische Verläufe eines Vaginalpilzes darstellen. Graeme J Dennerstein; David H Ellis (2001): Oestrogen, glycogen and vaginal candidiasis. In: Australian and New Zealand Journal of Obstetrics and Gynaecology 41 (3), S. 326–328. DOI: 10.1111/j.1479-828X.2001.tb01238.x.">6)
Symptomatisch zeigt sich der Candida durch einen typisch weißlich-bröckeligen Ausfluss (quarkähnlich) ohne typischen Geruch, verbunden mit starkem Juckreiz, vaginalem Wundgefühl und Schwellung/Rötung der Vulva und Vagina. Der enorme Juckreiz ist oft das erste Symptom, welches die meisten Frauen zu Beginn wahrnehmen. Der typische weiße Ausfluss kommt erst später dazu und nimmt von der Menge her mit der Dauer der Infektion zu.
3. Wie stellt meine Frauenärztin die Diagnose eines Vaginalpilzes?
Die Diagnose eines Vaginalpilzes stellt die Gynäkologin anhand einer medizinischen Anamnese und klinischen Untersuchung der Vagina. Bei fraglichen Befunden wird auch eine Pilzkultur (Differenzierung und Sensitivitätsbestimmung) angefertigt. In den meisten Fällen ist der pH-Wert nicht gestört und liegt im optimalen sauren Bereich.
4. Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Die schulmedizinische Therapie der Wahl ist ein Antimykotikum (Antipilzmittel). Das sind Medikamente, die Pilze abtöten bzw. unschädlich machen. In Deutschland werden über 80% der gekauften Antimykotika ohne Rezept in der Apotheke erworben, sind also freiverkäufliche Medikamente.
Zum Teil reicht hier eine sogenannte „Eintagstherapie“ oder „single shot“-Therapie. Auch die Mitbehandlung des Partners kann vor allem bei chronischen Verläufen von Bedeutung sein. Zum großen Teil haben hier Männer die gleiche Hefepilzart wie ihre Sexualpartnerin in der Mundraumflora oder im Sperma.
Eine orale Begleittherapie mit einem Antimykotikum führte in einer Studie zu einer Rezidivfreiheit aller Frauen für mindestens ein Jahr. Insgesamt kommt es jedoch bei ca. 40-50% aller Frauen nach einer Therapie mit Antimykotika zu einem erneuten Vaginalpilzbefall. 5% dieser Frauen entwickeln daraufhin einen chronischen Verlauf.
Für eine leichte und beginnende Form des Vaginalpilzes wurden in der Vergangenheit gute Erfahrungen mit pflanzlichen Präparaten aus einer Kombination von verschiedenen ätherischen Ölen gemacht.
Aber auch einzelne ätherische Öle, wie Lavendelöl (1%, Lavendel Vaginal Ovula), Teebaumöl (1%, Teebaum Vaginal Ovula) oder Rosenöl (1%), können verwendet werden. Diese sind aber nur verdünnt für die vaginale Applikation z.B. in Form getränkter Tampons aus Bio-Baumwolle geeignet. Zudem sind Thymian-Zäpfchen (2% Thymianöl) hochwirksam gegen Pilze und ein Allrounder gegen schädliche Mikroorganismen.
Oft hilft auch für den Aufbau einer gesunden Vaginalflora der Verzehr von fermentierten Lebensmitteln wie selbstgemachtes rohes Sauerkraut oder Brottrunk. Das unterstützt nicht nur das vaginale Mikrobiom, sondern auch unsere Darmflora. Bei einer ausgeprägten und lang bestehenden Form des Vaginalpilzes spricht die pflanzliche Behandlung leider eher selten an. Hier ist vor allem die Ansäuerung des Vaginalmilieus von großer Bedeutung.
Bei einer Schwangerschaft sollte eine Vaginalmykose allerdings dringend medikamentös behandelt werden, da der Hefepilz bei einer vaginalen Geburt Haut- und Schleimhautinfektionen beim Neugeborenen erzeugen kann.
Auch bei immer wiederkehrendem Vaginalpilz gilt: Lass dich am besten von einer erfahrenen Behandlerin begleiten – von einer reinen Selbstmedikation ist abzuraten.
5. Was kann ich präventiv tun, um einen Vaginalpilz vorzubeugen?
Zunächst sei erwähnt, dass (Hefe)Pilze Zucker und Weißmehl lieben. Daher ist vor allem bei Frauen mit chronischen Verläufen wichtig, die Ernährung zu überdenken und als Priorität auf Haushaltszucker und konventionelles Getreide zu verzichten.
Bei der täglichen Unterwäsche sollten Frauen zu Naturfasern greifen, da diese besser durchlüftet werden und somit für ein gutes Klima im Genitalbereich sorgen (keine Tangas tragen). Zudem fördert Bewegung die Durchblutung und somit die Abwehrbereitschaft bzw. das Immunsystem des Körpers. Wenn Frauen einer vorwiegend sitzenden Tätigkeit nachgehen, sollten sie so oft wie möglich versuchen, zusätzliche Bewegung in den Tagesablauf einzubauen.
Des Weiteren wäre eine Option die hormonelle Verhütung zu überdenken, da diese oft mit hohen Östrogenspiegeln einhergehen. Hier ist eine umfassende Verhütungsberatung von großer Bedeutung, um Alternativen zu finden, die nicht in den Hormonhaushalt eingreifen.
Fazit zum vaginalen Mikrobiom
Das vaginale Mikrobiom oder die Vaginalflora ist ein empfindliches Milieu, welches sich im Laufe des Lebens einer Frau immer wieder verändert. Bedingt durch hormonelle Veränderungen, der Einnahme von Antibiotika, hormoneller Verhütungsmittel oder einem ungesunden Lebensstil und Stress kann es schnell zu einem Ungleichgewicht in der Vaginalflora kommen. Die Folge: Bakterielle Infektionen oder Vaginalpilz, oftmals sogar mit chronischen Verläufen.
Es gibt einiges was du für ein gesundes vaginales Mikrobiom tun kannst. Angefangen von atmungsaktiver Unterwäsche aus Bio-Baumwolle bis hin zu gesunder, vollwertiger Kost und dem Verzicht auf Weißmehl und Haushaltszucker.
Auch Bewegung spielt bei einer ausgeglichenen Vaginalflora eine Rolle, denn wer vorwiegend einer sitzenden Tätigkeit nachgeht und sich kaum bewegt, riskiert eine erhöhte Anfälligkeit für Durchblutungsstörungen und ein geschwächtes Immunsystem.
Wie kann FEMNA helfen?
Besonders immer wiederkehrender Vaginalpilz ist durch das unangenehme Jucken und Brennen im Genitalbereich eine große Belastung und viele Frauen haben bereits die eine oder andere Pilzbehandlung hinter sich. Leider ohne nachhaltigen Erfolg, denn der Vaginalpilz will sich einfach nicht “abschütteln” lassen oder die empfindliche vaginale Schleimhaut ist chronisch gereizt.
Bei FEMNA hast du die Möglichkeit, einen Vaginalstatus mittels Abstrich von Zuhause aus zu machen und im anschließenden Gespräch mit einer über FEMNA aktiven Beraterin die Befunde zu besprechen. Mit dem Vaginalstatus erhältst du ein genaues Profil deines Vaginoms (Gesamtheit der Mikroorganismen auf der Vaginalschleimhaut).
In der Beratung erhältst du eine Analyse deines Befundes. Im Fokus steht hier ein systemischer Aufbau der Vaginalflora sowie der Einsatz von pflanzenheilkundlichen Präparaten. Du kannst all deine Fragen stellen und bekommst Handlungsempfehlungen zu deiner individuellen Situation.
Über den Vaginalstatus sind auch zusätzlich zu der gängigen Behandlung individuelle Therapieempfehlungen möglich, die auf einer ganzheitlichen Vaginom-Analyse basieren. Dadurch kann die Erfolgswahrscheinlichkeit der Therapie langfristig und nachhaltig erhöht werden.
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Quellenverzeichnis- Kenyon, Chris; Colebunders, Robert; Crucitti, Tania (2013): The global epidemiology of bacterial vaginosis: a systematic review. In: American journal of obstetrics and gynecology 209 (6), S. 505–523. DOI: 10.1016/j.ajog.2013.05.006.[↩]
- Nasioudis, D.; Linhares, I. M.; Ledger, W. J.; Witkin, S. S. (2017): Bacterial vaginosis: a critical analysis of current knowledge. In: BJOG : an international journal of obstetrics and gynaecology 124 (1), S. 61–69. DOI: 10.1111/1471-0528.14209.[↩]
- Bradshaw, Catriona S.; Morton, Anna N.; Hocking, Jane; Garland, Suzanne M.; Morris, Margaret B.; Moss, Lorna M. et al. (2006): High recurrence rates of bacterial vaginosis over the course of 12 months after oral metronidazole therapy and factors associated with recurrence. In: The Journal of infectious diseases 193 (11), S. 1478–1486. DOI: 10.1086/503780.[↩]
- Kuck, Angela (2011): Komplementärmedizinische Therapieansätze zur Behandlung von Soor, bakterieller Vaginose und Clamydien in der Schwangerschaft. In: Schweiz Z Ganzheitsmed 23 (5), S. 261–262. DOI: 10.1159/000331686.[↩]
- Nobis, Beatrice (2010): Fluor vaginalis. In: MMW Fortschritte der Medizin 152 (42), S. 22. DOI: 10.1007/BF03367242.Reed, Barbara D.; Zazove, Philip; Pierson, Carl L.; Gorenflo, Daniel W.; Horrocks, Julie (2003): Candida transmission and sexual behaviors as risks for a repeat episode of Candida vulvovaginitis. In: Journal of women’s health (2002) 12 (10), S. 979–989. DOI: 10.1089/154099903322643901[↩]
- Graeme J Dennerstein; David H Ellis (2001): Oestrogen, glycogen and vaginal candidiasis. In: Australian and New Zealand Journal of Obstetrics and Gynaecology 41 (3), S. 326–328. DOI: 10.1111/j.1479-828X.2001.tb01238.x.[↩]