Vitamin D ist unverzichtbar für die Gesundheit – es unterstützt nicht nur die Knochengesundheit, sondern spielt auch eine essentielle Rolle im Immunsystem und der Muskelfunktion. Dabei ist ein Vitamin-D-Mangel weltweit sehr verbreitet und bleibt oft unerkannt.1,2
Doch welche Ursachen stecken dahinter und welche Symptome können auftreten?
Vitamin D – die verschiedenen Formen
Vitamin D ist ein Überbegriff. Damit du weißt, von was wir eigentlich sprechen, wenn wir von Vitamin-D-Mangel sprechen, eine kurze Einordnung. In der Sonne entsteht in unserer Haut Cholecalciferol, dies wird in der Leber weiterverarbeitet zu Calcidiol (=25-OH-VD) und schließlich wird in der Niere Calcitriol (=1,25-OH-VD) daraus.3
Wenn wir Supplemente einnehmen, beinhalten diese die erste Form, das Cholecalciferol. Wenn wir Vitamin D im Blut messen, handelt es sich meistens um Calcidiol, also die zweite Stufe. Da nicht alle Menschen gleich gut und schnell die verschiedenen Vitamin D Formen verstoffwechseln, braucht jeder von uns unterschiedlich viel Vitamin D für einen gesunden Spiegel – mehr dazu gleich.
Verdacht auf Vitamin-D-Mangel?
Ursachen eines Vitamin-D-Mangels
Die Ursachen für einen Vitamin-D-Mangel sind vielfältig und umfassen sowohl äußere Einflüsse als auch gesundheitliche Faktoren:
- Mangelnde Sonnenexposition ist die häufigste Ursache. Da Vitamin D hauptsächlich durch UVB-Strahlen der Sonne in der Haut synthetisiert wird, können wenig Zeit im Freien, das Tragen von Sonnencreme und die Lebensweise in nördlichen Breitengraden die Synthese stark beeinträchtigen.2
- Dunkle Hautfarbe reduziert die Fähigkeit der Haut, Vitamin D zu produzieren. Menschen mit dunklerer Haut benötigen daher eine deutlich längere Sonneneinstrahlung als hellhäutige Menschen, um eine ausreichende Menge an Vitamin D zu synthetisieren, da die Hautpigmentierung ultraviolettes Licht absorbiert.2
- Ernährungsfaktoren: Vitamin D ist in Lebensmitteln nur in geringen Mengen vorhanden. Besonders fette Fischsorten wie Lachs und Makrele sowie angereicherte Lebensmittel tragen zur Versorgung bei, reichen aber oft nicht aus, um den gesamten Bedarf zu decken.2,4
- Chronische Krankheiten wie Niereninsuffizienz, Morbus Crohn oder Zöliakie können zusätzlich die Aufnahme und Verwertung von Vitamin D beeinträchtigen und somit das Risiko für einen Mangel erhöhen.2
- Medikamenteneinnahme: Verschiedene Medikamente, beispielsweise Glukokortikoide, können die körpereigene Vitamin D Produktion über die Haut hemmen und die Aktivierung von Vitamin D in Leber und Nieren beeinflussen. Auch können Anti-Pilzmittel (Antimykotika) und Antiretrovirale Medikamente, die beispielsweise zur HIV-Therapie eingesetzt werden, den Vitamin-D-Stoffwechsel negativ beeinflussen.2
Welche Symptome können auftreten?
So vielfältig wie die Ursachen, können auch die Symptome eines Vitamin-D-Mangels sein. Meist betreffen sie den gesamten Körper und bleiben zudem oft unerkannt, da sie schleichend und unspezifisch auftreten können:
- Chronische Müdigkeit und Erschöpfung: Ein Mangel an Vitamin D wird häufig mit anhaltender Energielosigkeit in Verbindung gebracht.1
- Muskelschwäche und Schmerzen: Auch können viele Personen mit Vitamin-D-Mange diffuse Muskelschmerzen aufweisen, die nach Supplementierung besser werden oder sogar verschwinden.2
- Knochenschmerzen und erhöhte Frakturanfälligkeit: Vitamin D reguliert den Kalziumstoffwechsel und ein Mangel kann zu einer verminderten Knochendichte führen, was das Risiko für Frakturen erhöht.1,2
- Psychische Symptome wie Depressionen: Studien zeigen, dass Vitamin-D-Mangel mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für depressive Verstimmungen assoziiert ist.4
Außerdem wird ein Vitamin-D-Mangel mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, dem metabolischen Syndrom, Krebserkrankungen, Diabetes Mellitus Typ 2, Autoimmunerkrankungen wie Multipler Sklerose und generell einer erhöhten Sterblichkeit in Verbindung gebracht. Ein leichter Mangel verursacht meist keine schwerwiegenden Symptome, kann aber Müdigkeit oder allgemeine Schmerzen auslösen.4

Vitamin D und Frauengesundheit
Für manche Personengruppen besteht ein erhöhtes Risiko für einen Vitamin-D-Mangel: Dazu gehören, neben Menschen ab 65 Jahren und Personen, die wenig der Sonne ausgesetzt sind, vor allem schwangere und stillende Frauen, Babys und Kleinkinder bis 5 Jahre.4
Gerade in der Schwangerschaft ist eine Vitamin D-Einnahme sehr wichtig, da es währenddessen die Entwicklung der Knochen und des Immunsystems des ungeborenen Kindes fördert und das Risiko für Wachstumsstörungen im Vorschulalter reduziert.
Eine aktuelle Studie, die im Deutschen Ärzteblatt vorgestellt wurde, zeigt, dass Kinder von Müttern mit ausreichendem Vitamin-D-Spiegel in der Schwangerschaft eine signifikant bessere Knochengesundheit – auch noch bis ins Vorschulalter hin – aufweisen.5
Außerdem macht die Empfehlung einer ausreichenden Vitamin-D Zufuhr für Frauen in und nach den Wechseljahren Sinn. In dieser Zeit der hormonellen Veränderungen kann der Rückgang an Östrogen zu einer Abnahme der Knochendichte und einem erhöhten Risiko für Knochenbrüchen führen. Daher wird laut Forschungsliteratur eine Einnahme von Vitamin-D-Präparaten empfohlen.4
Ab wann spricht man von einem Vitamin-D-Mangel und was kann man tun?
Ein Vitamin-D-Mangel wird in erster Linie meist anhand des 25(OH)-Vitamin-D-Spiegels (=Calcidiol) im Blut diagnostiziert1:
- Mangel: < 20 ng/ml (50 nmol/l)
- Insuffizienz: 20–30 ng/ml (50–75 nmol/l)
- Optimaler Bereich: 30–100 ng/ml (75–250 nmol/l)
In welchem Bereich du dich befindest, kannst du ganz einfach über eine Blutuntersuchung feststellen, die den 25-Hydroxyvitamin-D-Spiegel (25(OH)D) misst. Dies kannst du entweder als Selbstzahlerleistung bei deinem Arzt oder Ärztin durchführen oder durch einen zertifizierten Selbsttest von Zuhause aus ermitteln.
Bei einem festgestellten Mangel oder Insuffizienz wird eine Supplementierung empfohlen, um die Speicher wieder aufzufüllen. Übliche Dosierungen liegen je nach Schwere des Mangels zwischen 1.000 und 4.000 IE täglich.1 Für starke Mangelzustände können kurzzeitig höhere Dosen notwendig sein, die unter ärztlicher Kontrolle erfolgen sollten. Generell, aber besonders bei Dosierungen > 3000 IE / Tag, kann es auch sinnvoll sein, Vitamin K, Calcium, Magnesium und Bor, die für eine gute Vitamin-D-Verstoffwechselung wichtig sind, in einem gesunden Bereich zu halten.
Neben der Supplementierung ist eine ausreichende Sonnenexposition und die Aufnahme von Vitamin-D-reichen Lebensmitteln wie fettem Fisch, Eiern oder angereicherten Produkten sinnvoll. Aber Achtung: Nicht die Haut zu lange ungeschützt der Sonne aussetzen.
Es dauert in der Regel mindestens zwei bis drei Monate regelmäßiger Einnahme, um einen stabilen Vitamin-D-Spiegel zu erreichen, wobei regelmäßige Kontrollen und individuelle Therapieanpassungen – gerade im Winter – sinnvoll sind.
Quellen
1. Amrein, K., Scherkl, M., Hoffmann, M., Neuwersch-Sommeregger, S., Köstenberger, M., Tmava Berisha, A., … & Malle, O. (2020). Vitamin D deficiency 2.0: An update on the current status worldwide. European journal of clinical nutrition, 74(11), 1498-1513.
2. Holick, M. F. (2008). Deficiency of sunlight and vitamin D. Bmj, 336(7657), 1318-1319.
3. Institut für Medizinische Diagnostik Berlin. Vitamin D – Update und Geschichte. Veröffentlicht auf der Website des Instituts für Medizinische Diagnostik Berlin. Zugriff am 20.01.2025 unter https://www.imd-berlin.de/fachinformationen/diagnostikinformationen/vitamin-d-update-und-geschichte
4. Galesanu, C., & Mocanu, V. (2015). Vitamin D deficiency and the clinical consequences. The Medical-Surgical Journal, 119(2), 310-318.
5. Moon, R. J., D’Angelo, S., Curtis, E. M., Ward, K. A., Crozier, S. R., Schoenmakers, I., … & Prentice, A. (2024). Pregnancy vitamin D supplementation and offspring bone mineral density in childhood follow-up of a randomized controlled trial. The American Journal of Clinical Nutrition, 120(5), 1134-1142.