Brennen, ziehen, drücken, schmerzen: Kaum sitzt frau auf einer kalten Bank oder sie hat viel Stress, meldet sich die Blase. Sie ist der Schwachpunkt vieler Frauen. Ganze 95% aller Erkrankungen der unteren Harnwege betreffen Frauen. Die mitunter häufigste Lösung für eine Blasenentzündung ist ein Antibiotikum. Antibiotika hat in der Behandlung verschiedener Erkrankungen durchaus seine Berechtigung, jedoch kann sich eine dauerhafte Anwendung negativ auf z.B. deinen Darm oder deine Vaginalflora auswirken.
Was kann frau also tun, um ihre Blase zu stärken und zu schützen? Nun ja, so einiges! Wenn du wissen willst, was du für deine Blasengesundheit tun kannst und welche Mikronährstoffe du brauchst, dann lies gerne weiter!
Anatomie Crash-Kurs
Die weibliche Blase liegt in unserem kleinen Becken, hinter dem Schambein und vor der Gebärmutter. Vorstellen kannst du dir die Harnblase wie ein Sack, der den von den Nieren gefilterten Urin auffängt. Und da passt ganz schön was rein! Bis zu 1-1,2 Liter Urin kann sie fassen. Allerdings kommt es i.d.R. bereits ab 300ml zum Harndrang. Der Urin wird dann durch die Harnröhre, die bei der Frau nur ca. 3-4cm lang ist, ausgeschieden. Und dazu braucht es Muskeln! Hauptsächlich zuständig für das Halten und Ausscheiden des Urins ist der große Blasenmuskel, sowie der Beckenboden. Die Harnröhrenöffnung liegt zwischen dem Kitzler (Klitoris) und der Scheidenöffnung.
Mikronährstoffe für dein Wohlbefinden
Blase und Hormone: Wie hängt das zusammen?
Gerade in den Wechseljahren oder anderen hormonellen Umbruchzeiten merken Frauen plötzlich, dass sie eine Blasenentzündung haben. Auch andere Blasenbeschwerden können vermehrt auftreten. Woran liegt das? Es gibt eine starke Beziehung zu unseren Hormonen. Um diese zu verstehen, halten wir uns noch einmal die Anatomie vor Augen: Sowohl die Harnblase als auch die Harnröhre sind mit Schleimhaut ausgekleidet. Für eine gesunde und starke Schleimhaut sind vor allem die Östrogene verantwortlich. Sie schützen das Milieu vor Krankheitserregern und tragen zu einem stabilen Beckenboden bei. Tritt ein Mangel an Östrogenen auf, z.B. in den Wechseljahren mit dem Einstellen der Eierstockfunktion oder nach dem Absetzen hormoneller Verhütung, kann die Blasenschleimhaut leichter angegriffen werden.
Blasenbeschwerden: Welche Formen gibt es?
Wenn die Rede von Blasenbeschwerden ist, wird meist die Blasenentzündung thematisiert. Allerdings gibt es noch weitaus mehr Probleme, die die Blase betreffen können. Wir schauen uns nun eins nach dem anderen an:
Blasenentzündung (Zystitis)
50-70% der Frauen erleiden in ihrem Leben mindestens einmal eine Blasenentzündung. Was steckt dahinter?
Bei der Blasenentzündung, im Fachjargon “Zystitis oder Cystitis” genannt, handelt es sich um eine entzündliche Reaktion der Blasenwand. Bemerkbar macht sich diese meist durch schmerzhaftes Wasserlassen – oft ist das jedoch nur in kleinen Mengen, aber dafür sehr häufig (auch vermehrt nachts). Weiterhin klagen viele Frauen über eine Dranginkontinenz. Das bedeutet, dass sie ganz plötzlich einen starken Harndrang entwickeln, den sie ggf. nicht immer halten können. Daneben ist aber auch eine asymptomatische (stille) Entzündung möglich.
In der Regel entsteht die Blasenentzündung durch aufsteigende Erreger aus der Harnröhre. Und hier liegt das Problem, warum Frauen so häufig betroffen sind: (A) Die kurze weibliche Harnröhre sowie (B) die anatomische Nähe zum Anus (Darmeingang). Das macht es besonders den E. coli Bakterien, die ganz natürlich in Darm vorkommen, leicht, in die Blase zu gelangen. Natürlich gibt es noch andere Keime, die eine Blasenentzündung verursachen können. Weitere Erreger können Enterokokken, Neisserien oder Staphylokokken sein.
Du siehst also, dass sich nicht alle Blasenentzündungen über einen Kamm scheren lassen. Es gilt hier genauer hinzusehen, besonders bei wiederkehrenden Blasenentzündungen. Denn den richtigen Erreger zu finden ist unheimlich wichtig für die richtige Behandlung. Allerdings können sich auch manche Geschlechtskrankheiten, wie etwa eine Chlamydien-Infektion als vermeidliche Blasenentzündung äußern. Daher bieten wir dir zusätzlich die Möglichkeit an, einen Test über deine sexuelle Gesundheit zu machen.
Übrigens! Ein weiterer häufiger Grund, ist die sogenannte Honeymoon Zystitis. Denn sexuell aktive Frauen haben durch vermehrten Geschlechtsverkehr ein erhöhtes Risiko, eine Blasenentzündung zu bekommen. Daher ist eine ausreichende (aber nicht übertriebene!) Hygiene vor und nach dem Sex sehr wichtig.
Inkontinenz
Inkontinenz ist ein Thema, das in unserer Gesellschaft leider immer noch tabuisiert wird. Einen umfangreichen Blogartikel haben wir dazu bereits erstellt. Den haben wir dir hier verlinkt. Aber fassen wir das Wichtigste nochmal in Kürze zusammen:
Es gibt verschiedene Formen der Inkontinenz: Bei der Stressinkontinenz (das ist die häufigste), besteht ein Kräfte-Missverhältnis zwischen “Verschluss” der Harnröhre und der Belastung im Bauchraum. In Folge wird eine kleine Menge Urin verloren – das kann zum Beispiel beim Heben schwerer Einkäufe oder Niesen passieren. Die Dranginkontinenz ähnelt ein bisschen dem Symptom einer Blasenentzündung: Hier kommt es hauptsächlich zu ganz plötzlichen, starken Harndrang, dem nicht standgehalten werden kann. Selbstverständlich gibt es noch sogenannte “Mischinkontinenzen”, die man nicht so einfach in “die eine Schublade” stecken kann.
Die Inkontinenz wird begünstigt durch einen Östrogenmangel, z.B. in den Wechseljahren bzw. der Menopause oder bei Hormonstörungen. Auch Schwangerschaften bzw. Geburten, die die Muskulatur deines Beckenbodens geschwächt haben könnten, gelten als weitere mögliche Gründe für eine Inkontinenz.
Reizblase oder nervöse Blase
Es muss nicht gleich eine Inkontinenz sein: Die Reizblase. Vielleicht kennst du es – du stehst gerade kurz vor einer Prüfung oder hast gleich einen sehr wichtigen Termin. Du hast auf einmal einen unheimlich großen Drang zur Toilette zu müssen, obwohl dann letztendlich nur ganz wenig kommt. Die Reizblase ähnelt auch wieder der Dranginkontinenz. Nur mit dem Unterschied, dass relativ selten tatsächlich Urin verloren geht. Die genauen Ursachen sind weitgehend unbekannt, doch man geht hier ebenfalls von hormonellen Veränderungen aus. Auch Stress und Nervosität begünstigt die Überaktivität des Blasenmuskels. Dein Nervensystem spielt dabei ebenfalls eine Rolle. Denn in einer Stresssituation kommt dein Steinzeit-Mensch hervor: Allen Ballast abwerfen, damit du für Kampf oder Flucht leichter bist! Dadurch wird die Koordination deines Beckenbodens gestört, wodurch es bei einer bereits geringen Füllmenge zu starkem Harndrang kommt.
Und was kannst du jetzt tun, wenn dich diese Probleme betreffen?
6 tolle Mikronährstoffe
Vitamin C
Vitamin C ist gilt einfach der Immunsystem Allrounder schlecht hin. Das wasserlösliche (und recht hitzeempfindliche) Vitamin findest du vor allem in Zitrusfrüchten, Johannisbeeren oder diversen Gemüsesorten. Vitamin C stärkt sowohl Immunsystem, als auch das Bindegewebe und schützt sogar die kleinsten einzelnen Zellen vor oxidativem Stress. Wenn du also an einer Blasenentzündung oder anderen Beschwerden leidest, entpuppt sich Vitamin C als deine wahre Helferin in der Not!
Queckenwurzel
Es steckt bereits im Namen : “Queck”, ein Ausdruck für “lebendig”. Ihrem Namen macht sie alle Ehre: Wertvolle Saponine, Schleimstoffe sowie ein hoher Gehalt an Kieselsäure, Kalium und Eisen macht die Quecke zu einem ganz besonderen Heilkraut der Naturheilkunde.
Als Unkraut verteufelt hat die Quecke wohltuende und gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe, die sie zu einer guten Begleiterin bei Blasenbeschwerden macht. Sie ist als ein traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft und findet ihre Anwendung bei der Behandlung einer Reizblase sowie anderen Störungen der ableitenden Harnwege. Anerkannt ist sie auch zur Durchspülung bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege und als Vorbeugung bei Nierengrieß (kleine Nierensteinchen)1.
Achte bitte, bei der Anwendung von durchspülenden Heilkräutern oder Arzneien auf eine ausreichende Trinkmenge von mindestens 2 Litern pro Tag!
Cranberry
Auch die Cranberry (Moosbeere) ist ebenfalls ein traditionelles pflanzliches Arzneimittel. Etliche Studien zeigen ihre positive Auswirkung sowohl in der Prophylaxe als auch der Therapie von (wiederkehrende) Harnwegsinfekten. Zusätzlich unterstützt sie die gesunde Blasenfunktion. Besonders nach einer Antibiotikatherapie verhilft Cranberry dazu, die restlichen Erreger auszuscheiden. Wenn du also diverse Beschwerden hast oder anfällig für Harnwegsinfekte bist, dann nimm gerne die Cranberry zur Hand!
Preiselbeere
Neben der Cranberry gibt es noch ihre Verwandte – die Preiselbeere. Sie ist reich an Vitamin A, B und C. In der Volksheilkunde wird sie gerne als harntreibendes Mittel genutzt. Schaut man sich die Inhaltsstoffe der Preiselbeere etwas genauer an, erkennt man vor allem einen hohen Gehalt an Arbutin. Dieser medizinisch hochinteressante Stoff gilt als antibakteriell, antioxidativ und desinfizierend. Das würde die erfahrungsgemäßen positiven Wirkungen auf verschiedene Beschwerden des Harntraktes logisch erklären.
Curcuma
Curcuma kennt man eher als Gewürz. Herrlich gelb-orange färbt es Nahrungsmittel, wie Reis oder Nudeln, warum sie auch den Namen Gelbwurz trägt. Besonders im asiatischem Raum wird Curcuma gerne eingesetzt. Doch es ist viel mehr als nur ein Gewürz! Curcuma wird bereits seit hunderten von Jahren in der traditionellen Naturheilkunde gegen verschiedene Erkrankungen eingesetzt. Mittlerweile hat die Bekanntheit und das Interesse an Curcuma als Antioxidans stark zugenommen. Verschiedene Studien zeigen den hohen gesundheitsfördernden Einfluss des Curcumas – besonders in Bezug auf entzündliche Erkrankungen. Es soll sogar die Aktivität der Leber- und Nierenenzyme erhöhen und stark protektiv entgegen schweren Krankheiten wirken2. Allerdings muss man hier auf den Gehalt des Curcumins (dem Wirkstoff des Curcumas) achten. Für eine entsprechende Wirkung bedarf es nämlich einen gewissen Anteil des Pflanzenstoffs. Verstärken kann man den Effekt von Curcuma mit schwerem Pfeffer.
Brokkoli: Voll mit Sulphoraphanen
Die einen lieben ihn und die anderen hassen ihn: Brokkoli. Nichtsdestotrotz ist das grüne Kohlgemüse voll mit sogenannten Sulphoraphanen. Das sind besondere Senföle, die in diversen Kohlsorten vorhanden sind – und die haben wirklich was drauf! Studien deuten auf die antioxidative Eigenschaften des Superfoods und beschreiben eine antimikrobielle, sowie antientzündliche Wirkung. Daher sollen Sulphoraphane prima bei oxidativen Stress (“der Zellstress”) helfen3,4.
Falls du zu denjenigen gehörst, die dem Brokkoli lieber fern bleiben, haben wir eine gute Nachricht für dich: Sulphoraphane sind sehr hitzeempfindlich und bereits leichtes Dünsten zerstört ihre Struktur.
Wie kommst du dann an diesen Extrakt aus dem Brokkoli? Eine Möglichkeit ist der Verzehr von rohen Brokkolisprossen. Das sind quasi gekeimte Brokkolisamen die pro kleine Sprosse die volle Lebensenergie und Nährstoffe der eigentlichen Pflanze aufweisen. Allerdings musst du hier bedenken, dass du dir nie ganz sicher sein kannst, wie viel Sulphoraphane du tatsächlich aufnimmst. Daher ist eine tolle alternative natürliche Mikronährstoffkomplexe die Senföl enthalten.
Die Blase in der TCM
Zu guter Letzt haben wir dir neben den schulmedizinischen und naturheilkundlichen Ansätzen mal eine etwas andere Sicht für deine Blasengesundheit mitgebracht:
Betrachten wir die Blase zum Schluss noch aus der Sicht der Traditionell Chinesischen Medizin (TCM). Zu den grundlegenden Prinzipien der TCM gehört vor allem das System von Yin & Yang. Diese beiden stellen immer Gegensätze dar, die sich jedoch nicht ausschließen sondern ergänzen. Das Eine kann nicht ohne das Andere, denn zusammen erzeugen sie eine Ganzheit.
Yin & Yang finden sich überall – nicht nur in der Natur, sondern auch in uns Menschen. Betrachten wir doch einmal unsere Gelenke oder Muskeln. Alles hat seinen Gegenspieler ohne den eine Bewegung nicht möglich wäre. Eine Störung im Gleichgewicht von Yin, Yang und der Lebensenergie “Qi” kann, laut TCM, die Entstehung von Krankheiten beeinflussen. Auch Organe lassen sich in Yin und Yang einteilen. So ist die Blase das Yang-Organ zum Yin der Nieren. Beide stehen eng in Verbindung zu den Fortpflanzungsorganen.
Geschwächt werden sie vor allem von der Emotion der Angst. Auch steht die Blase in Verbindung mit dem Qi des Herzens. Stress oder Nervosität kann das Qi entkräften und somit ebenfalls auf die Blase wirken.
Das Qi der einzelnen Organe fließt in der Lehre der Traditionell Chinesischen Medizin durch die Meridiane. Das sind quasi “Leitungsbahnen” durch die die Lebenskraft fließen kann. Du kannst deine Meridiane stärken, damit du wieder mehr in Fluss kommst. Hierzu eine kleine Übung: Den Blasenmeridian dehnen.
TCM Übung “Blasenmeridian dehnen”
Beuge mit gestreckten Beinen den Oberkörper nach vorne und lasse diesen mit Armen und Kopf nach unten hängen. Versuche, die Dehnung von der Fußsohle über die Rückseite der Beine und den Bereich seitlich der Wirbelsäule bis hinauf zum Hinterkopf zu spüren. Durch diese Übung wird vor allem der Blasenmeridian gedehnt. Beim Aufrichten solltest zuerst die Knie beugen und dich dann aus den Knien heraus, Wirbel für Wirbel, aufrollen.
Und noch ein Wort zum Schluss
Blasenprobleme sind das Leidthema vieler Frauen. Das bedeutet aber nicht, dass du dich mit 4-5 Blaseninfekten oder einer Inkontinenz dein restliches Leben “herumschlagen” musst. Es gibt viele Dinge, mit denen du deine Blase verwöhnen kannst. Wenn du dabei etwas mehr Unterstützung brauchst, stehen wir dir von FEMNA jederzeit beiseite. Gemeinsam finden wir eine Lösung, wie du wieder in dein gesundheitliches Gleichgewicht findest.
Quellen
1: https://arzneipflanzenlexikon.info/
2: Polido-Moran, M. et al. (2016): Curcumin and Health, in: Molecules (21/3), p. 1-22, DOI: 10.3390/molecules21030264
3: Vanduchova, A. et al. (2019): Isothiocyanate from Broccoli, Sulphoraphane, and Its Properties, in: J Med Food (22/2), p. 121-126, DOI: 10.1089/jmf.2018.0024 .
4: Herr, I. (2014): Die Kreuzblütler auf dem Kreuzzug gegen Krebs, in: Passion Chirurgie (4/06), online unter: https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/fileadmin/MolOnkoChir/6Herr_PassChir.pdf.
Schilcher, H. (Hrsg.) (2016): Leitfaden Phytotherapie, München (5. Aufl.): Elsevier.
Volger, E. & Brinkhaus, B. (Hrsg.) (2017): Kursbuch Naturheilverfahren für die ärztliche Weiterbildung, München (2. Aufl.): Elsevier.