PMDS – Das steckt dahinter!

Stimmungsschwankungen, Gereiztheit, Aggressivität und zahlreiche andere körperliche Beschwerden. Sicherlich kennt ein Großteil der Menstruierenden solche zyklusabhängigen Symptome. Zusammengefasst werden sie häufig als PMS (Prämenstruelle Syndrom). Wollen sich Menstruierende jedoch darüber informieren, stoßen sie mit Sicherheit schnell auf PMDS, die schwerste Form des PMS.

Was es damit auf sich hat und was die genauen Unterschiede sind, das erfährst du in diesem Artikel!

PMDS und Psyche

Was bedeutet PMDS?

PMDS ist die Abkürzung für “Prämenstruelle Dysphorische Störung”. Lass uns das übersetzen: Prä bedeutet vor, menstruell bezieht sich auf die Menstruation, also “vor der Menstruation”. Dysphorisch bezeichnet einen emotionalen Zustand, der sich durch eine bedrückte, ängstliche oder gereizte Grundstimmung auszeichnet. Halten wir das mal fest: Es ist also eine Störung, bei der sich eine traurig-missmutige Stimmung breit macht – und das vor der Periode. Mit Eintreffen der Periode verschwinden die Beschwerden in der Regel.

Schauen wir uns die genauen Symptome doch mal an, die mit PMDS in Verbindung gebracht werden können:

Körperliche BeschwerdenPsychische Symptome + Verhalten
Aufgeblähter Bauch
(Chronische) Schmerzen
Krämpfe / Bauchschmerzen
Müdigkeit / Erschöpfung
Kopfschmerzen
Übelkeit
Gewichtszunahme

Depressive Verstimmungen, Stimmungsschwankungen
Schlafstörungen
Wut / Gereiztheit
Ängste / Angststörungen
Heißhungerattacken
Libidoverlust
Fehlende Konzentration
Gefühl “außer Kontrolle” zu sein
Angespanntheit

Vielleicht denkst du dir jetzt: “Das sind doch die gleichen Symptome wie bei PMS!?” Wo sind die Unterschiede?

PMS vs. PMDS

Generell werden alle zyklusabhängigen Beschwerden, sowohl körperlicher als auch psychischer Art, als Prämenstruelles Syndrom (PMS) zusammengefasst. PMDS gilt als die schwerste Form des PMS, denn hier sind die psychischen Beschwerden besonders stark ausgeprägt und verursachen einen enormen Leidensdruck. Anders als beim PMS zählt es zu den psychischen bzw. depressiven Störungen und ist im DSM-5 gelistet. Das ist ein von der American Psychiatric Association herausgegebenes Klassifikationssystem für psychische Störungen.

Während ca. 20% der Menstruierenden PMS Symptome aufweisen, geht man davon aus, dass 5-8% der erwachsenen Frauen an PMDS leiden. Das sind rund 15,3 Millionen Frauen im Alter zwischen 20 und 50 Jahren! Auffällig ist, dass von diesen gut ein Viertel Frauen in der Prämenopause (am Beginn der Wechseljahre) sind1. Wir erkennen, dass es eine deutliche Verbindung zu den Hormonen bzw. einer Hormondysbalance gibt. Aber welche Mechanismen verursachen PMDS?

Möchtest du mehr zu PMS erfahren oder dein Wissen auffrischen, dann schau dir gerne unseren Artikel über das Prämenstruelle Syndrom an!

Entstehung von PMDS

Es ist noch nicht sicher, wie es zur Entstehung des Prämenstruellen Dysphorischen Syndroms kommt. Es gibt verschiedene Theorien:

  • Eine genetische Überempfindlichkeit auf Sexualhormone und hormonelle Schwankungen:
    • In der Lutealphase (die Zeit nach dem Eisprung) steigt die Menge der Geschlechtshormone an. Laut Erkenntnissen aus einer Forschung von 1990 zeigen Frauen, die an PMDS leiden, eine gesteigerte Empfindlichkeit auf diese Hormone. Auch auf die generellen normalen Schwankungen der Hormone innerhalb des Zyklus, scheinen diese Frauen besonders stark zu reagieren.
  • Veränderter Serotoninstoffwechsel:
    • Bei Frauen mit PMDS scheinen sich die Serotoninwerte in der 2. Zyklushälfte zu reduzieren. Serotonin ist ein Neurotransmitter des Nervensystems. Er gibt wichtige Informationen über die Nervenzellen weiter ans Gehirn und auch wieder zurück. Serotonin hat eine zentrale Rolle im Schmerzempfinden, reguliert den Schlaf und den Appetit. Zudem ruft es Wohlbefinden und Glücksgefühle hervor. Herrscht ein Mangel an Serotonin, steht das in starker Verbindung zu Depressionen, Schmerzen und Schlaflosigkeit.
  • Reduzierte Sensibilität auf GABA:
    • GABA ist die Abkürzung für “Gamma-Aminobuttersäure” (im Englischen -Acid). Das ist ebenfalls ein Bote des Nervensystems. GABA hemmt die Erregung deiner Nervenzellen und wirkt insgesamt beruhigend. Es lindert z.B. Angstgefühle oder Stress und sorgt für mentale Entspannung und Ausgeglichenheit. Untersuchungen zeigen, dass die psychischen Symptome der PMDS-Betroffenen teilweise auf eine reduzierte Sensibilität auf GABA zurückzuführen sind1. Das bedeutet, dass deine Zellen nicht mehr (so gut) auf diesen Stoff reagieren und die Entspannung nur schwer eintreffen kann.

Wusstest du, dass man davon ausgeht, dass ca. 90% unserer Neurotransmitter im Darm gebildet werden? Leiden wir nun an entzündlichen Darmerkrankungen (z.B. M. Crohn, Colitis Ulzerosa) oder haben eine Barrierestörung des Darms (der sog. löchrige Darm/Leaky gut Syndrom) ist sowohl die Herstellung als auch die Balance dieser Botenstoffe gestört. Außerdem kann es auch das komplette Hormonsystem durcheinander bringen, welches in unserem Körper zu Stress führen kann. Dieser Stress greift wiederum den Darm an -> ein Teufelskreis beginnt! Lerne hier mehr über die Darmgesundheit!


Update Januar 2023:

Forschende der Uni Leipzig haben in einer Studie mit 30 PMDS-Patientinnen und 29 gesunden Frauen eine Studie zur Entstehung von PMDS durchgeführt. Diese Studie wurde erfolgreich abgeschlossen und im Januar 2023 veröffentlicht. Dabei kamen die Wissenschaftler:innen zu einem sehr interessanten Ergebnis:

Sie haben herausgefunden, dass vor der Menstruationsblutung die Serotonintransporter Dichte im Gehirn erhöht ist. Dieser Transporter bindet das Serotonin, sodass es in die Nervenzelle zurück transportiert und nicht mehr als freier Neurotransmitter wirken kann. Dieser Serotoninmangel soll die typischen PMDS Symptome hervorrufen1.

Das ist eine besondere und spannende Erkenntnis, da sich nun gezielte Behandlungsmethoden davon ableiten lassen. Allerdings muss auch hier dazu gesagt werden, dass dies nun eine Studie ist, die mit einer kleinen Kohorte zu diesem Ergebnis gekommen ist. Das ist ein guter Start und definitiv ein Hoffnungsschimmer für Betroffene. Dennoch sollten weitere Studien durchgeführt werden.


Diagnose

Die Diagnose von PMDS ist an bestimmte Kriterien gebunden. Zu aller erst sollte ein Zyklustagebuch mit sämtlichen Beschwerden geführt werden. Inzwischen gibt es dafür Zyklusapps, welche die Dokumentation erleichtern. Während einer Behandlung sollte diese auf jeden Fall weitergeführt werden, um den Verlauf besser beurteilen zu können. Wenn du dich jetzt fragst, an wen du dich wenden kannst, dann sollte die erste Anlaufstelle stets der/die Gynäkolog:in sein. Diese*r kann dich auch noch weiter zu Allgemeinmediziner:innen oder Psychiater:innen verweisen.

Klassische Behandlungsmethoden

Medikamente bei PMDS

Um die hormonellen Schwankungen zu kontrollieren, können hormonelle Verhütungsmittel (z.B. die Pille) eingesetzt werden. Da viele Betroffene mit PMDS aber nicht unbedingt positiv auf Progesteron reagieren, ist dies nicht bei allen eine Möglichkeit und individuell sehr unterschiedlich. Die Pillenzusammensetzung ist wichtig zu beachten.

Allerdings sollte die psychiatrische Komponente sowie die Bedeutung der verschiedenen Neurotransmitter nicht außer Acht gelassen werden. Aus diesem Grund empfiehlt die Schulmedizin eine Kombination aus einem Hormonpräparat und einem zusätzlichem Antidepressiva. Wirksam sollen hier Medikamente aus der Gruppe der “Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer”(SSRI) sein. Diese führen dazu, dass die Nervenzelle Serotonin nicht wieder aufnimmt. Im ersten Moment könnte man meinen, dass es doch gut sei, dass Serotonin bleibt. Das ist allerdings ein Denkfehler. Denn behält die Nervenzelle das Serotonin für sich ein, kann es die Impulse nicht übertragen. Blockiert man also die Rezeptoren innerhalb der Nervenzelle, steigert sich die Konzentration des Serotonins bei der Weitergabe von Informationen. So kommt es zu einer stimmungsaufhellenden Wirkung.

Obwohl das Konzept der SSRI, auch (entsprechend der neuen Erkenntnisse), sehr schlüssig klingt, ist es wichtig auch über die Nebenwirkungen dieser Medikamentengruppe zu sprechen. Häufige Nebenwirkungen sind u.a.: Schlaflosigkeit, Schwindelgefühl, Kopfschmerzen, Bewusstseins-/Verhaltensstörung, Müdigkeit, Übelkeit und Durchfall. Außerdem muss Frau bei einer Einnahme auf potentielle Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten oder Präparaten achten.

Komplementäre Therapien

Neben dem Einsatz schulmedizinischer Medikamente werden ergänzende Therapien empfohlen, die sich in Studien als hilfreich erwiesen haben:

Mikronährstoffe

Um Neurotransmitter herzustellen braucht es vor allem Mikronährstoffe und Aminosäuren. Besonders das Vitamin B6 (Pyridoxin) und Magnesium haben einen positiven Einfluss auf das Nervensystem. Sie sorgen für die reibungslose Kommunikation zwischen den Nervenzellen.

B6 ist zudem essentiell für den Aufbau von Tryptophan. Das ist eine Aminosäure und der Grundbaustein des Serotonins – also absolutes must-have! Auch unsere Hormone selbst brauchen ausreichend Vitamin B6 um gebildet zu werden. Viele Frauen mit PMS schätzen das Vitamin sehr, da es Depressionen, Schlaflosigkeit und nervöse Zustände positiv unterstützen kann.

Magnesium kann bei diesen Symptomen ebenfalls helfen. Es ist ein tolles Allround-Mineral! Denn es ist an so ziemlich allen Reaktionen im Stoffwechsel beteiligt. Eine ganz wichtige Rolle spielt es in der Energiebereitstellung. Es gibt dir so richtig Energie, was gerade die Erschöpfungszustände von PMDS positiv beeinflussen kann. Da Magnesium ein ganz wichtiger Stoff ist, haben wir diesem einen eigenen Artikel gewidmet. Schau dir Magnesium – ein Allroundtalent gerne an!

Hilfe aus der Pflanzenwelt

Kräuter bei PMDS

Eine nachgewiesene Wirksamkeit gegen PMS und PMDS Beschwerden soll der Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus) haben. Man vermutet dabei, dass er ein Mitspieler des Dopamins (ebenfalls eins der “Glückshormone”) sei, was den positiven Einfluss erklären könnte. Mönchspfeffer kommt gerne bei z.B. Zyklusbeschwerden, Brustspannen oder schmerzhafter Regelblutung zum Einsatz.

Weitere Phytotherapeutika, die geeignet erscheinen sind zum Beispiel der Lavendel, Safran, Johanniskraut und Curcuma.

  • Lavendel
    • Hat eine schlaffördernde Wirkung und kann daher bei Schlafstörungen unterstützen. Auch nervöse Unruhe besänftigt er.
  • Safran (Crocus sativus)
    • Wirkt entspannend und anregend auf die Psyche. Die Inhaltsstoffe erhöhen den Gehalt von Serotonin und Dopamin im Körper, was entkrampfend und stimmungsaufhellend wirkt.
  • Johanniskraut (Hypericum perforatum)
    • Johanniskraut ist Hauptbestandteil in vielen medizinischen Präparaten bei leichten depressiven Verstimmungen. Durch seinen direkten Einfluss auf Serotonin, Dopamin und Noradrenalin wirkt es stimmungsaufhellend sowie schmerzlindernd und fördert die Konzentration.
  • Curcuma
    • Das gelbe Gewürz hat noch viel mehr zu bieten! Es wirkt antientzündlich, entgiftend und antioxidativ. Untersuchungen zeigen eine Besserung von PMDS Beschwerden bei Einnahme des Wirkstoffs Curcumin im Vergleich zu einem Placebo2,3.

Wir von FEMNA haben Pflanzenheilkunde mit Mikronährstoffen vereint. So ist Her Joy entstanden, das extra auf PMS bzw. PMDS Beschwerden abgestimmt ist.

Ernährung und Lifestyle

Die Ernährung spielt bei PMDS Symptomen eine bedeutende Rolle. Generell sollte auf eine natürliche, antientzündliche und vitalstoffreiche Ernährung geachtet werden. Besonders die Menge an koffeinhaltigen Getränken sowie Industriezucker sollte deutlich reduziert werden. Um den Blutzucker zu stabilisieren wird ebenfalls empfohlen die Anzahl an Snacks in Grenzen zu halten. Um dies zu erreichen, kannst du komplexe Kohlenhydrate wie z.B. Vollkornprodukte, Haferflocken, Hirse oder Quinoa in deine Ernährung einbauen. Gemüse und Obst liefern zudem viele Ballaststoffe, die sich positiv auf Symptome wie Blähbauch oder Heißhungerattacken auswirken können. Eine ausreichende Versorgung mit Proteinen (z.B. aus Linsen, Kichererbsen, Fisch) kann ebenfalls deinen Blutzucker stabil halten.

Unsere Hormone, unser Empfinden und Erleben hängen eng mit unserem täglichen Leben zusammen. Dementsprechend kann sich eine Verlangsamung des Alltags positiv auf unser Befinden auswirken. Gute Erfahrungen wurden mit Entspannungsmethoden wie Qi-Gong, Massage, Yoga, Akupunktur oder Autogenem Training gemacht. All diese Techniken zielen darauf ab seine Kraft zu zentrieren und wieder in den Fluss zu kommen1. Auf Alkohol und Nikotin sollte übrigens allgemein verzichtet werden.

Wie FEMNA dich unterstützen kann

Du findest dich in den Symptomen wieder? Suche dir unbedingt Hilfe und Begleitung. Wenn du dich jetzt fragst, an wen du dich wenden kannst, dann sollte die erste Anlaufstelle stets der/die Gynäkolog*in sein. Auch wir bei FEMNA bieten dir weitere Aufklärung und Anlaufstellen für die Diagnose eines PMDS an und sind therapiebegleitend für dich da.

Da PMDS ein durchaus sehr beeinträchtigendes Krankheitsbild darstellt und wohlmöglich eine längerfristige, intensive Betreuung braucht, haben wir zwei Lösungen für dich:

Unsere Programme und die Membership beinhalten Beratungen mit einer unserer auf Frauengesundheit spezialisierten Medizinierin, sowie exklusive Masterclasses, mit dem du deine eigene Gesundheit mehr selbst fördern kannst. Hier haben wir ganz viel Ruhe und Zeit für deine persönlichen Fragen und Anliegen. Ziel ist es, auf Ursachenforschung zu gehen.

Und wenn du noch mehr über die Verbindung von Psyche und Hormone lernen möchtest, dann schau gerne bei unserem Blogartikel vorbei: Depressive Verstimmungen und Hormone: Wie hängt das zusammen? Hier haben wir zusätzlich 5 Tipps für deine Mental Health zusammengetragen.

Und noch ein Wort zum Schluss

Obwohl die Forschung noch nicht so weit ist, wie sie sein sollte, gibt es doch einige Punkte, an denen du arbeiten kannst, damit dein PMDS wieder besser wird. All das kann ganz schön komplex sein. Da verschiedene Faktoren eine Rolle spielen, ist es hier besonders wichtig, ganzheitlich zu arbeiten. Das musst du aber zum Glück nicht alleine! Wir unterstützen dich gerne, finden mit dir gemeinsam die Ursachen und helfen dir, in dein Gleichgewicht zu finden

Quellen

1: Sacher et al. (2023): Increase in serotonin transporter binding in patients with premenstrual dysphoric disorder across the menstrual cycle: a case-control longitudinal neuroreceptor ligand PET imaging study, in: Biological Psychiatry, DOI: https://doi.org/10.1016/j.biopsych.2022.12.023

2: Lanza di Scalea, T. & Pearlstein, T. (2019): Premenstrual Dysphoric Disorder, in: Medical Clinics of North America (103/4), p. 613-628, DOI: https://doi.org/10.1016/j.mcna.2019.02.007

3: https://arzneipflanzenlexikon.info/

Rohde, A. (2019): PMS und PMDS – Behandlungsmöglichkeiten in der Frauenarztpraxis, wenn die psychischen Symptome im Vordergrund stehen, in: Gyne (02/2019), online unter: https://dgpfg.de/blog/https-dgpfg-de-wp-content-uploads-2019-05-gyne-2-19-pdf/

Dubey N. et al. (2016): The ESC/E(Z) Complex, an Intrinsic Cellular Molecular Pathway Differentially Responsive to Ovarian Steroids in Premenstrual Dysphoric Disorder, in: Molecular Psychiatry, DOI: 10.1038/mp.2016.229

https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-282015/gefuehle-ausser-kontrolle/

https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffgruppen/ssri#Nebenwirkungen

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